Unterrichtsbeginn der Fahrschulen ab 11.05.2020. Der Schutz der Beteiligten vor dem Corona-Virus muss besser werden: Dazu drei Vorschläge
Der folgende Beitrag ging als Leserbrief an den Tagesspiegel, und als dessen Kopie an die zuständige Senatsverwaltung für Umwelt und Verkehr, und an den Fahrlehrerverband.
Seit dem 11. Mai 2020 fahren sie wieder – aufgeregte Fahrschüler, die ihrem Führerschein entgegen zittern, und ihre Beschützer und Lehrer. Beide schön mit Masken versehen. Alles in Ordnung? Nein, leider nicht. Die Senatsverwaltung für Umwelt und Verkehr hat zwar für Vorschriften gesorgt, die das Infektionsrisiko mindern: Alle Beteiligten müssen Masken tragen, der Fahrschulwagen muss in seinen berührten Teilen desinfiziert werden. Jedoch besteht ein erhebliches Restrisiko:
- Der nötige Mindestabstand von 1,5 m zwischen Fahrschüler und Fahrlehrer kann im Pkw nicht eingehalten werden. In der Praxis läuft das auf einen Abstand von nur ca. 80 cm hinaus.
- Die Fahrkabine im Pkw ist relativ eng, normalerweise geschlossen.
- Ist einer der beiden, Fahrschüler oder Fahrlehrer, infiziert, dann steigt die Virenlast. Die harmlose Maske (eine einfache Mund-Nase-Bedeckung, textil) kann nur Tröpfchen-Infektionen beim Niesen oder lauten Sprechen abfangen, nicht jedoch normalen Virendurchsatz.
Es gibt auch andere, körpernah arbeitende Berufe, Friseure oder Physiotherapeuten. Diese üben ihren Beruf wenigstens in größeren Räumen aus. Für den Unterrichtsbetrieb der Fahrschulen in der Coronakrise kann man dagegen nur sagen: Schlechter geht’s kaum noch, sehr risikoreich. Hat man über die Gefahren in der Senatsverwaltung nicht nachgedacht? Soll der Unterrichtsbetrieb der Fahrschulen jetzt zum zusätzlichen Hotspot für Neuinfektionen werden? Man muss dazu ergänzen, dass die Fahrlehrerschaft überaltert ist. Für Ältere sind die Risiken aber deutlich erhöht!
Ich möchte hier drei Vorschläge machen, die das Risiko für die Beteiligen wenigstens mindern. Die Vorschläge können ohne großen Aufwand umgesetzt werden. Allerdings wäre es schön, wenn der Fahrlehrerverband sich dafür einsetzen und die Senatsverwaltung nachbessern würde. Ich selbst als Fahrlehrer und Angsthasenfahrlehrer werde mich natürlich an diese Vorschläge halten.
- Fieberthermometer: Vor jeder Fahrt sollten die Beteiligten eine Fiebermessung machen. Dies kann durch ein Fieberthermometer mit kontaktloser Messung erfolgen. Ich weiß, dass ein Ergebnis „kein Fieber“ die Infizierung noch nicht ausschließt. Aber umgekehrt, wenn erhöhte Temperatur angezeigt wird, würde man doch auf jeden Fall nicht fahren, egal, was sich dahinter verbirgt.
- Bessere Masken: Es gibt am Markt durchaus bessere Masken, als die jetzt verlangten, sehr einfachen Mund-Nase-Bedeckungen. Die besseren Masken, auch Schutz- oder Hygienemasken genannt, schützen durch mehrfaches Vlies vor der Übertragung von Viren. Übrigens sind diese in der Schweiz beim Fahrschulunterricht vorgeschrieben. Die Hygienemasken erreichen noch nicht die Qualität der medizinischen Masken mit FFP-Zusatz. Aber zumindest sind sie besser als die einfachen Textil-Masken. Die FFP-Masken bleiben dem medizinischen Personal vorbehalten. Die meisten hätten damit sowieso Schwierigkeiten beim Atmen.
- Belüftung: Vor der Belüftung über die Klimaanlage warnen die Experten. Diese verteilt die Viren nur noch besser. Am besten wäre, in gewissen Abständen anzuhalten, Türen oder Fenster zu öffnen, auszusteigen, ein paar Minuten zu warten, bis die Luft im Wagen erneuert ist. Man könnte während dessen sehr schön über die bisherigen Ergebnisse der Fahrt sprechen. Auch für die Fahrprüfung wären die Vorschläge sinngemäß anzuwenden – Fieberthermometer, Hygienemasken, regelmäßige Belüftung – alles geht und schützt besser vor Infektionen.
Frank Müller
Anmerkung zur Belüftung: Inzwischen würde ich noch als weitere Möglichkeit anfügen: Man könnte beim Übergang zur nächsten Stunde den Wagen in der kurzen Zeit des Wechsels mit offenem Fenster stehen lassen. Das geht aber nur, wenn der Wagen in einem besonderen Parkhof steht.
Wie geht es weiter mit der Angsthasenfahrschule?
Mich erreichen immer mehr Anfragen von Angsthäsinnen, wie es jetzt weiter geht, ab wann ich wieder Betreuungsstunden oder Angsthasentreffen gebe? Ich will jetzt noch ein bisschen abwarten und ausprobieren – ob die von mir vorgeschlagenen zusätzlichen Maßnahmen in der Praxis gut umgesetzt werden können. Ich werde mir beispielsweise ein Paket der von mir vorgeschlagenen Hygienemasken kaufen, ebenfalls ein Fieberthermometer zum kontaktlosen Messen. Ich bin auch gespannt, ob die Behörde oder der Fahrlehrerverband reagieren werden. Darüber werde ich hier sofort Mitteilung machen. Schließlich muss ich auch noch mit dem Leiter der Fahrschule Glowalla sprechen, Cesur Özdal.
Zweitens schaue ich auch auf die zahlenmäßige Entwicklung der Neuinfektionen in Berlin. Das sieht im Augenblick doch ganz günstig aus.
Ich sage mal Ende Mai oder Anfang Juni 2020 fange ich wieder konkret an mit den Betreuungsstunden. Das nächste Angsthasentreffen wäre dann Ende Juni 2020 geplant. Ihr könnt Euch jetzt schon darauf einstellen. Allerdings sind zum jetzigen Zeitpunkt alle Fahrschule überlaufen. Das liegt an der langen Zeit des Stillstands. Ich muss nun erst einmal klären, wie weit mir ein Fahrschulauto jeweils zur Verfügung steht. Ich werde hier weiter berichten und einen Anfangstermin nennen.
Achtung: Nächstes Angsthasentreffen Sa 27.06.2020 in der Fahrschule Glowalla
Beginn der Betreuungsstunden Anfang Juli 2020