Routinen beim Autofahren entlasten Sie, auch bei Stress am Steuer

Programmstufe 2/ Erste Betreuungsfahrt/ Routinen beim Autofahren

Routinen beim Autofahren – locker und sicher

Routinen beim Autofahren sind elementare Abläufe der Autobedienung, zum Beispiel Gas geben, schalten, bremsen, lenken, schauen und viele mehr. Sie sollten die Routinen gut beherrschen. Diesen Wunsch haben alle Angsthäsinnen, völlig zurecht. Denn mit gut ausgeführten Routinen wird der Verstand entlastet, fährt sich das Auto  sozusagen „von allein“. Sogar geringer Stress kann den gewohnten Ablauf der Routinen nicht stören. Angst- und Nervositätsmilderung beginnen bei mir daher mit einer Überprüfung und Optimierung der Routinen. 

Vorbemerkung: Der Beitrag ist noch ganz fertig. Dennoch können Sie die ersten Teile mit Gewinn für sich lesen.

Inhalt

  1. Ein paar allgemeine Hinweise: Warum sind Routinen so wichtig?
  2. Eine Geschichte aus der Angsthasenrunde:
    Katrin möchte bei Ampel Grün anfahren. Leider klappt das nicht.
  3. Begriffsklärung: Was sind Routinen beim Autofahren?
  4. Welche und wie viele Routinen gibt es überhaupt?
  5. Gute und weniger gute Eigenschaften der Routinen

1. Ein paar allgemeine Hinweise: Warum sind die Routinen für Sie so wichtig?

Welche Fähigkeiten brauchen Sie zum Autofahren?
– An erster Stelle erwähne ich hier die elementaren Fähigkeiten, die Routinen bei der Autobedienung. Dazu gehören nicht nur bestimmte Handlungsabläufe zur Bedienung des Autos, sondern auch mit diesen verknüpfte Beobachtungen des Verkehrs und der Straße.
Weitere Fähigkeiten:
– Kenntnis und Anwendung der Regeln der StVO
– Kenntnis und „Witterung“ von Gefahren
Andere Verkehrsteilnehmer, Kommunikation und Beziehungen
Und, nicht zu vergessen, unser Thema, die Kontrolle der Emotionen, das ruhige, gelassene und sichere Fahren.
– All diese Fähigkeiten stehen unter Oberleitung der Vernunft. Die Vernunft wird in Alltagssituationen die Routinen gewähren lassen, weil sie schneller und sicherer ablaufen. Sie wird aber in dem Augenblick eingreifen, wenn es Probleme gibt, die nicht so leicht zu entscheiden sind. Beispielsweise mitten auf einer breiten, viel befahrenen Fahrbahn steht ein Fußgänger.

Warum die sollten wir die Routinen bei der Betreuung von Angsthäsinnen zuerst behandeln?
Die Routinen sind eine Basiskompetenz. Bei der Betreuung von Angsthäsinnen beginne ich meistens mit den Routinen. Denn wenn das Auto nicht sachgerecht oder gar nicht bedient und bewegt werden kann, nützen uns auch die anderen Kompetenzen wenig. Dementsprechend fragen die meisten Angsthäsinnen zu Beginn sofort nach den Routinen. Sie wollen zuerst üben und sich vergewissern, dass diese noch oder wieder gut beherrscht werden, dass sie korrekt mit dem Auto umgehen können.

Für wen ist der Beitrag geeignet?
Der Beitrag wendet sich an Betroffene mit Führerschein und Fahrangst, die womöglich längere Zeit wegen ihrer Angst das Autofahren vermieden haben. Er gehört zur zweiten  Stufe des Programms zur Bewältigung von Angst hinterm Steuer, mit dem Schwerpunkt „erste Betreungsfahrten“. Dabei werden auch die Routinen gecheckt. Für ängstliche Prüflinge ist der Beitrag ebenfalls geeignet. Für Betroffene mit Angst vor Panik auf der Autobahn ist er nicht zwingend, da sie weiterhin regelmäßig im Stadtverkehr Auto fahren und mit den Routinen gut vertraut sind. Andererseits erleben sie überwältigend und beängstigend den Einfluss überschießender körperlicher Symptome auf das gewohnte Handeln. Insofern kann auch ihnen die Lektüre des Beitrags gut tun.

Im Anschluss an diesen Beitrag finden Sie eine besondere tabellarische Zusammenstellung der wichtigsten Routinen.

Kann ich Routinen allein vor der ersten Betreuungsfahrt üben?
Ja, das geht. Viele Routinen können Sie „einfach so“ üben, zu Hause, im bequemen Sessel: Zum Beispiel die Abfolge beim Schauen und Blinken, bevor Sie den Fahrstreifen wechseln: Innenspiegel – Außenspiegel – blinken – Blick in den toten Winkel.  Noch realistischer ist es, wenn Sie sich in ein stehendes Auto setzen, dort denselben Ablauf üben. Der Motor bleibt dabei aus, die Handbremse ist zur Sicherheit gezogen! Am allerbesten wäre es, wenn Ihr Übungsauto auf einem Parkplatz am Rande einer lebhaft befahrenen Straße  geparkt stünde. So könnten Sie beim Schauen auch die Veränderung im Spiegel beobachten, wenn Autos oder andere Verkehrsteilnehmer näher kommen, oder sich auf der anderen Straßenseite weiter entfernen.

Übrigens. Wenn Sie den Fahrstreifen wechseln wollen, dazu schauen und blinken, und die Autos im benachbarten Fahrstreifen kommen immer näher – dann heißt die Antwort dieser Fahrer auf Ihre Anfrage: „Nein!“ Bleiben sie dagegen auf gleichem Abstand, oder fallen sogar zurück, dann heißt die Antwort: „Ja!, Du darfst in meinen Fahrstreifen wechseln, ich lasse Dir Platz.“

Situation vorstellen und üben – das bringt’s
Keine Angst davor, wenn Sie im stehenden Auto üben – beispielsweise schalten, die Kupplung treten, Schalter drücken oder das Lenkrad ein bisschen drehen. Alles ist in Ordnung, nichts im Auto wird beschädigt. Aber Sie können sehr effektiv üben!

Situation Ampel Rot – darauf folgt die Routine langsamer fahren und stehen bleiben. Wie können Sie diese Routine schon für sich üben?
Sie üben beispielsweise eine Routine, die Sie korrekt langsamer fahren und anhalten lässt: Sie stellen sich vor, Sie fahren auf eine Ampel zu, diese schaltet auf Rot. Legen Sie zur Vorbereitung dieser Szene den dritten Gang ein, fassen Sie das Lenkrad und geben ein bisschen Gas. Nun „sehen“ Sie in einiger Ferne die Ampel auf Rot schalten. Reagieren Sie nun auf Rot: Sie schauen in den Innenspiegel, ob hinter Ihnen alles in Ordnung ist. Nun bremsen Sie zuerst mehr, dann weniger, anschließend drücken Sie die Kupplung. Sie sollten nicht herunter schalten. Bleiben Sie im dritten Gang, warten Sie erst einmal ab, bis Sie die Ampel mit Rot erreicht haben. Dort stoppen Sie kurz vor der Haltlinie oder der Autoschlange und schalten vom dritten in den ersten Gang, warten auf Grün. All das schadet Ihrem Auto nicht, übt dagegen wunderbar. Für das Gehirn ist die Verbildlichung der ganzen Situation und der tätige Ablauf der Routine eine äußerst wirkungsvolle Maßnahme, die zur Speicherung im Gehirn führt – beinahe so, wie in der Realität.

Warnung: Nicht allein im fahrenden Auto üben!
Bitte üben Sie keinesfalls allein im fahrenden Auto, ohne Schutz durch eine kompetente Person. Diese Warnung gilt nicht nur für Fahrschüler. Diesen ist es regelrecht verboten, allein mit dem Pkw zu zu fahren und zu üben. Die Warnung gilt auch für Angsthäsinnen, obwohl sie den Führerschein haben.  In bestimmten Situationen kann schnell Überlastung und hoher Stress entstehen, das Resultat sind Fehlverhalten und Kontrollverlust mit Unfallgefahr.

2. Katrin möchte bei Ampel Grün anfahren.
Leider klappt das nicht.
Eine Geschichte aus der Angsthasenrunde

„Hilfe – ich muss bei Grün losfahren!“
Katrin steht als erste an der Ampel, die noch Rot zeigt. Neben ihr sitzt ihre Mutter, zur Verstärkung. Die Mutter hat den Führerschein schon lange. Hinter den beiden warten andere Autofahrer. Katrin hat Angst vor dem gleich kommenden Ampel Grün. Sie hat Angst und ist daher schon sehr aufgeregt, bei Grün losfahren zu müssen und vor allen anderen zu versagen, nicht anfahren zu können, sondern den Motor abzuwürgen, liegen zu bleiben. Beim Warten huschen ihr Gedanken durch den Kopf, an die Fahrschulzeit. Dort hat es noch prima geklappt. Allerdings fuhren sie damals einen Diesel, jetzt fährt sie im Auto der Mutter, einem Benziner. Ihr Freund hat ihr geraten, sie müsse beim Anfahren halt mehr Gas geben. Mit dem Auto der Mutter hat es leider meistens erst einmal nicht geklappt, erst nach einigen Fehlversuchen und viel Hupen und bösen Blicken hinter ihr. 

Die Ampel schaltet auf Rot und Gelb, dann auf Grün. Katrin durchfährt es schreckensvoll, es geht los. Heftig gibt sie Gas, lässt die Kupplung los. Bums, das Auto macht einen kleinen Sprung, der Motor abgewürgt, das Auto bleibt stehen. Der hintere Autofahrer hupt empört. Katrin ist so erschrocken und nervös, dass es dauert, bis sie sich wieder zusammen gerissen und den Motor wieder angelassen hat. Nun zeigt die Ampel wieder Rot. Die Mutter: „Konzentriere Dich, Du schaffst es!“ Angstvoll wartet Katrin auf die nächsten Signale. Sie spürt ihr Herz klopfen, ihre Füße an den Pedalen verkrampft. Wieder Rot und Gelb, dann Grün. Nun müsste es losgehen. Die Mutter, laut: „Katrin, Du kannst fahren, es ist Grün!“ Doch Katrin spürt ihre Füße kaum noch vor Anspannung, sie kann weder Gas geben, noch die getretene Kupplung betätigen. Hinter ihr hupt es vielstimmig. Die Mutter: „Jetzt solltest Du aber fahren!“. Es klappt nicht. 

Katrin packt die Verzweiflung. Wie soll das weiter gehen?  Gedanken zucken durch den Kopf. Nur ein Gedanke setzt sich fest: Flucht! Sie zieht die Handbremse, lässt einfach die Kupplung los, wieder geht der Motor mit einem Ruck aus. Katrin ist jetzt alles egal.  Zur Mutter: „Ich kann nicht mehr. Bitte übernimm Du!“ Steigt aus, rennt davon. Seither fährt sie nicht mehr Auto – immerhin zwei Jahre lang. Nach diesen Jahren meldet sie sich bei mir, zur Angsthasenfahrschule. Zwischendurch war sie bei einer normalen Fahrschule, hat dort mit dem Fahrlehrer das Anfahren geübt. in einer stillen Wohnstraße. Der hat gemeint: „Du kannst es doch,“, und sie entlassen. 

3. Begriffsklärung: Was sind Routinen beim Autofahren?

Routinen beim Autofahren …
sind gelernte, automatisierte Verhaltensabläufe zur korrekten, sicheren, und umweltfreundlichen Bedienung des Autos. Die Routine wird umgesetzt durch einen bestimmten Ablauf der Autobedienung, für den die Muskulatur von Armen und Beinen zuständig ist. Koordiniert  und angepasst wird die Routine von den Sinnesorganen. Es geht bei den Routinen um das Tempo des Autos, schnell oder langsam, um die Lage auf der Fahrbahn (rechts, links, Mitte), um die Raumeinschätzung, das Lenken und Rückwärtsfahren, die Einschätzung anderer Verkehrsteilnehmer nach denselben Kriterien. Daher gehört auch das Schauen nach vorne, nach hinten, links und rechts mit zu den Routinen. Kurz, die Routinen ermöglichen die fahrphysikalische Beherrschung des Autos, auf der Fahrbahn, im Verkehr, im Rahmen  des sicheren Fahrens. Mit den Routinen setzen wir unsere guten Vorstellungen über sicheres, umweltfreundliches Fahren in die Bedienung und Beherrschung des Autos um. Sinnesorgane (Augen) melden uns ständig, ob die jeweilige Routine an Straße und Verkehr gut angepasst ist oder nicht, so dass wir eventuell mit derselben oder einer anderen Routine nachkorrigieren können. Es ist im Idealfall ein ständiges, kaum merkbares Wechselspiel zwischen den Beobachtungen der Sinnesorgane und dem leichten, feinfühligen Nachkorrigieren durch die jeweilige Routine. 

Routine + Anlass gehören zusammen
Routinen werden ausgeführt nach einem Anlass (beispielsweise Ampel Grün nach Ampel Rot und Gelb, oder hupende Autofahrer hinter uns), den uns die Sinnesorgane melden. Die Routine beim Anlass Ampel Grün ist das Anfahren, verbunden mit Schauen.

Angeborene und gelernte Reflexe
Das Zusammenspiel von Routinen und Anlass nennen die Psychologen einen Reflex. Die Reflexe, von denen wir hier sprechen, sind gelernt. Sie werden normalerweise im Fahrschul-Unterricht zusammen mit dem Fahrlehrer eingeübt, bis sie sitzen. Im Gegensatz zu den gelernten Reflexen gibt es auch auch angeborene Reflexe, beispielsweise der Lidschlag (automatisierte, angeborene Handlung), wenn sich ein Fremdkörper dem Auge nähert (Anlass). Der Lidschlag erfolgt schnell, ohne Nachdenken. So soll es auch sein, denn das Auge muss vor Verletzung geschützt werden. Wir beschäftigen uns hier nur mit den gelernten Reflexen. Beide Reflexarten verbindet, dass sie schnell und ohne nachzudenken erfolgen, dass sie auch fest  gespeichert und abrufbar sind.

Die Routinen erfolgen auf einen bestimmten Anlass hin schnell, ohne groß nachzudenken. Die Bewegungen zur Ausführung der Routinen selbst erfolgen mit Muskelkraft, sie sind sind locker und feinfühlig. Die Routinen sind mit Beobachtung des Verkehrs und der Fahrbahn verbunden
Beispiel das Anfahren bei Ampel Grün. Das ist eine Routine, die die geplagte Katrin in Zukunft beherrschen sollte: Der Motor läuft, Katrin hat bei getretener Kupplung den ersten Gang eingelegt und beobachtet die Ampel. Nun kommt Rot + Gelb (erster Anlass). Katrin gibt Gas. Dann kommt Grün (zweiter Anlass). Katrin lässt die Kupplung feinfühlig bis zum Schleifpunkt kommen. Katrin beobachtet kurz den Verkehr nach vorne und hinten. Inzwischen fährt der Wagen los, Katrin hält die Kupplung im Schleifpunkt fest, auf einer Strecke von ungefähr zwei Autolängen oder 10 m. Dann lässt sie die Kupplung sachte los. Sie gibt weiter Gas und schaltet bei ca. 2.000 Motorumdrehungen in der Minute in den zweiten Gang. Das ist eine weitere Routine. Zwischendurch hat sie schon wieder beobachtet.

Die Routinen funktionieren gut und sicher, der Verstand kann etwas ruhen
Denn wir handeln schnell, ohne nachzudenken, tun das Richtige, führen locker eine an sich komplizierte Handlung aus, das Anfahren aus dem Stand, wenn die Ampel Grün zeigt. Wir müssen nicht lange und umständlich nachdenken, wenn eine bestimmte Aktion gefordert ist – „es“ funktioniert einfach. Der Verstand ist schon noch einigermaßen da, kann aber im Prinzip etwas ausruhen. Er wird  nur noch bei Problemen gebraucht. Beispiel: Der vorher erwähnte Fußgänger mitten auf der belebten Straße. „Was mache ich jetzt mit dem?“

Das Hauptziel der meisten Angsthäsinnen – so leicht zu verstehen
Viele Angsthäsinnen äußern auf die Frage, was ihr wichtigstes Ziel sei: Ich möchte wieder so fahren können, wie früher, ohne groß nachzudenken“. Sie fühlen sich belastet durch Grübeln über Angstgedanken, über Inkompetenz. Ja, in dieser Sache können wir tatsächlich einen effektiven Neuanfang machen, die Routinen optimieren, um dem Ziel näher zu kommen.

Frohe Kunde:
Die Routinen sind nach häufiger Übung fest im Gehirn gespeichert

Es ist fast ein Wunder: Viele Angsthäsinnen haben jahrelang das Autofahren vermieden. Sie haben Angst, ob es nach der langen Zeit doch wieder klappt? Ja es klappt, nach kurzer Auffrischung. Um Routinen entstehen zu lassen und im Gehirn dauerhaft zu speichern, müssen diese oft geübt werden. Nicht nur in harmlosen Situationen, sondern auch bei Belastung. Psychologen sprechen von bis zu 40-maliger Wiederholung. Die Routinen werden dabei im Unterricht erklärt und geübt, jedes Mal ist der Verstand beteiligt, alles erfolgt umständlich und langsam. Doch dann schleift sich die Sache ein – die Routinen kommen schnell, locker und sicher. Nun sind sie fest gespeichert und können jederzeit abgerufen werden, auch nach langer Autovermeidung. Nun braucht es den Verstand nicht mehr, die Routinen richten es, locken und sicher.

Das Kleinhirn bringt es
Ort der Speicherung von Routinen im Gehirn ist das Kleinhirn. Es befindet sich im hinteren Teil des Schädels. Das Kleinhirn speichert solche routinemäßigen Bewegungsabfolgen, auch die dazu nötige Feinmotorik. Auf die Zeit der Vermeidung kommt es nicht so sehr an, Routinen bleiben gespeichert. Meine „Rekordhalterin“ war eine Angsthäsin, die das Autofahren über 30 Jahre lang vermieden hatte. Wir waren beiden zweifelnd, ob das Anfahren im Gewerbegebiet wieder gleich gelingen würde. Und siehe da, nach etlichen Proben und Fehlern infolge der leichten Aufregung klappte es wieder – einigermaßen. Die Feinfühligkeit bei der Ausführung war nicht mehr ganz da, aber die Abfolge nacheinander klappte, ohne groß nachzudenken. Das ist eine frohe Nachricht für alle Angsthäsinnen.

Die schlechte Nachricht: Auch falsche Routinen sind fest gespeichert 
Das Kleinhirn kann natürlich nicht entscheiden, ob eine Routine falsch oder richtig ist. Es speichert alle Routinen, auch die falschen. Nur, wie kriegen wir die falsche Routine wieder los? So, wie das Kleinhirn funktioniert, eigentlich gar nicht. Nehmen wir das Beispiel einer falschen Routine:  Das oben genannte Beispiel einer Routine, nämlich bei einem Hindernis (Ampel Rot, Stauende) immer langsamer zu werden, richtig zu verzögern. Viele Angsthäsinnen zeigen in diesem Falle folgende Routine: Sie schauen weder, noch bremsen sie. Sie versuchen statt dessen, mehr oder weniger in Not, herunter zu schalten, vom anfangs vielleicht eingelegten dritten Gang, in den zweiten, dann schließlich in den ersten Gang. Inzwischen aber näher sich das Auto schon sehr bedrohlich dem Hindernis…

Ab jetzt kommen nur noch Gelegenheitsnotizen

 

 

 

Das Anfahren, ein Beispiel für eine Routine (hier: mit Schaltwagen)
Die Routine Anfahren hat Katrin große Probleme bereitet. Ich übe mit Katrin die Routine  im ruhigen Gewerbegebiet. Dort gibt es keine Ampeln. Aber ich kann mit ihr die Situation spielen und laut vorbereiten, indem ich sage: „Rot und Gelb – Grün!“ Ein bisschen Anspannung darf schon sein. Natürlich haben wir die Szene vorher besprochen. Der Motor läuft, Katrin drückt die Kupplung, hat den ersten Gang eingelegt. Nun kommt mein Spruch, der Anlass für ihr Handeln. Die eigentliche Routine beginnt. Sie beobachtet den Verkehr. Dann gibt sie Gas, nicht viel. Entweder nach Gehör, oder mit Blick auf den Drehzahlmesser, etwa 1.500 Umdrehungen in der Minute. Anschließend lässt sie die Kupplung kommen, bis zum Schleifpunkt, so dass der Wagen langsam, dann etwas schneller losfährt. Anmerkung: Den Schleifpunkt der Kupplung hat sie in einer Vorübung in Ruhe mit dem linken Fuß ertastet. In dieser Stellung der Kupplung fährt sie ungefähr 10 m oder zwei gute Autolängen. Dann lässt sie die Kupplung sanft los und gibt weiter Gas.  Das war’s, Routine korrekt ausgeführt.

Das Diesel-Problem macht Probleme
Viele Fahrschulen haben Dieselautos. Mit diesen wird im praktischen Unterricht geübt.  Das hat wirtschaftliche Gründe, die meiner Ansicht nach weder wirtschaftlich noch umweltfreundlich sind. Dieselautos haben schon bei wenig Drehzahl viel Kraft. Sie lassen sich anfahren, auch wenn kein Gas gegeben wird. Hier wird eine Routine beigebracht, die nur für eine Minderheit der Autos gilt – anfahren oder langsam fahren ohne Gas. Fahrschüler, die so gleichgültig ausgebildet wurden, haben später Schwierigkeiten mit Benzinautos. Dort ist sorgfältiges Gasgeben und Halten der Kupplung beim Anfahren erforderlich. Diese Gründe für ihre fehlerhafte Routine und ihre Angst erkläre ich Katrin. Aber ohne gegen den ehemaligen Fahrlehrer zu „stänkern“. Das müssen wir einfach hinnehmen, und schleunigst die bessere Routine trainieren.

 

 

Fazit:
Routinen sind meistens kompliziert. Sie sind in ihren Handlungsabläufen oft miteinander verbunden. Aber nicht nur das: Die allermeisten Routinen sind auch mit der Beobachtung der Situation und des Verkehrs verbunden. Eine Routine greift in die andere ein, um ein sicheres Fahren zu ermöglichen.

Routinen helfen und entspannen, der Verstand hat Ruhe
Routinen helfen und entspannen uns beim Autofahren, der Verstand hat Ruhe, „es geht“ alles wie von allein. Das ist auch ein wichtiges, oft im Vorgespräch geäußertes Ziel vieler Angsthäsinnen: Wer die Routinen beherrscht, fährt frei von Grübeleien, ohne nachzudenken, sicher und locker. Eigentlich ein schönes Ziel.

Routinen unter Angst und Nervosität – es droht Fehlverhalten
Leider sind die Routinen aber kein Allheilmittel gegen die Angst. Schießen in einer Drucksituation Angst und Nervosität am Steuer hoch, wirkt sich das auch auf die Routinen aus. Der ruhige, lockere und sichere Ablauf ist dahin. Der Schalthebel wird hektisch durchgerissen, der Blick in den Außenspiegel erfolgt nur noch krampfhaft. Heftig wird Gas gegeben oder gebremst, die Kupplung beim Anfahren einfach losgelassen. Das unruhige, unsichere Verhalten vergrößert Angst und Nervosität. Ein Teufelskreis von Angst und Nervosität beginnt. Nichts „geht“ mehr von allein. Durcheinander und Fehlverhalten häufen sich. Viele Angsthäsinnen haben solche negativen Erfahrungen gemacht, haben daraus den Schluss gezogen: „Nie wieder Auto fahren!“

 

 

1. Wie funktionieren Routinen? Ein Fußgänger geht“ nicht – „es geht“ von allein

Vom Kleinkind zum Erwachsenen.
Wenn jemand geht, dann denkt er nicht weiter über das Gehen nach: Er hat sein Ziel, von A nach B zu gehen und „geht einfach“ los. Zwischenziele sind beispielsweise das Überqueren einer Fahrbahn oder ein Umweg wegen einer Baustelle. Aber dann setzen Routinen ein: Die Bein- und Fußmuskeln spannen sich an, entspannen sich wieder, das Körpergewicht wird nach vorne verlagert, dann wird abwechselnd das rechte bzw. linke Bein nach vorne gesetzt. Auch die Armmuskeln machen mit. Die ganze Bewegung wird mit den Augen und dem Gleichgewichtssinn koordiniert und die entsprechenden Muskeln angespannt. Es geht eben „von allein“. Das Ganze ist ein komplexer Vorgang, bei dem verschiedene Sinnesorgane und Muskeln koordiniert werden. Dennoch spielt er sich so nebenbei, ohne Beachtung, ab. Beispielsweise kann sich der Fußgänger beim Gehen plaudernd mit seinem Begleiter unterhalten, ohne auf die Beinbewegung und das Gleichgewicht zu achten. Für den Fußgänger ist das Gehen ein angenehmer Vorgang. Er setzt behaglich Schritt für Schritt. Die Psychologen nennen das Gehen einen bedingten, d.h. erlernten Reflex. 

Ein Kleinkind lernt gehen, das ist ein mühsamer Vorgang.
Der erwachsene Fußgänger verhält sich beim  Gehen ganz anders als ein Kleinkind, das gerade das Gehen lernen will und mühsam die Fortbewegung mit den Beinchen und das Halten des Gleichgewichts koordinieren muss und leider vielleicht ein kleines Hindernis übersieht. Ein schwieriger, von Rückschlägen (= Plumpsen) und Tränen begleiteter Prozess, der höchste Konzentration erfordert. Stress pur. Und doch, am Schluss geht es, stolz und strahlend, zuerst mühsam und tappsig, und schließlich „einfach so“. 

Schalthebelführung vom dritten in den vierten Gang
Schalthebelführung vom dritten in den vierten Gang: Anlass: Motordrehzahl 2.000 Umdrehungen pro Minute, abzulesen am Drehzahlmesser. Außerdem hört man den lauter gewordenen Motor schon deutlich. Kupplung treten (linker Fuß), Gas wegnehmen (rechter Fuß). Schalthebel führen: Gerader Weg, von Mitte vorne nach Mitte hinten, über den Leerlauf. Kleine Pause im Leerlauf. Die Hand liegt locker auf dem Schaltknauf, zeigt nach unten. Dauer des Schaltvorgangs ca. eine Sekunde. Dann das Kupplungspedal wieder loslassen, den linken Fuß auf den Radkasten setzen, mit dem rechten Fuß Gas geben. Das langsame Schalten entspannt. Schüler/innen  zu Beginn der Ausbildung und gestresste Angsthäsinnen reißen den Schalthebel viel zu schnell durch. Das macht Stress. Umgekehrt: Langsames Schalten mit kleiner Pause im Leerlauf mildert den Stress. Ruhiges, beinahe „genüssliches“ Schalten. An der langen Beschreibung ist leicht zu erkennen: Die an sich, für den geübten Autofahrer, „einfache“ Routine ist wirklich sehr komplex. 

Autoanfänger und Angsthasen mit Fahrangst müssen ebenfalls „das Gehen“ lernen, Grundlage der Fahrzeug-bedienung.
Übersetzt heißt das beispielsweise, eine Angsthäsin möchte von A nach B, fährt dabei gerade aus, biegt ab, hält immer wieder an,  fährt langsamer, schneller, lenkt, blickt aufmerksam, fährt beim Parken rückwärts.  Das alles erfordert zu Anfang volle geistige Konzentration und lernt sich nur langsam, begleitet von Rückschlägen. Es ist wirklich ein mühsamer Weg: Auch wenn z.B. das Schalten im Stand schon ganz  gut geht, kann es bei der geringen Belastung durch eine langsame Fahrt schon wieder Durcheinander geben. Und noch ein bisschen schwieriger wird es, wenn sich Hektik wegen einer komplizierten Verkehrslage ausbreitet, oder auch nur, wenn der Beifahrer einfach ein bisschen plaudern will.

 

Bei größerer Belastung wird die Aufmerksamkeit sehr gefordert, Stress und Anspannung steigen.
Dann werden Informationen nicht mehr wahr genommen, es entsteht Durcheinander: Statt des eigentlich gewollten zweiten Gangs wird
 der vierte eingelegt, der Motor läuft untertourig, brummt und bremst plötzlich, das Auto hoppelt „aus heiterem Himmel“, Verwirrung und Verzweiflung nehmen zu. All die schön gelernten Routinen klappen nicht mehr. Doch keine Sorge, wir lösen diese Probleme. Sie lernen im Laufe des Beitrags eine ganze Menge zum richtigen Einsatz der Routinen und zum Umgang mit Stress.

2. Ohne Einsatz des Verstandes, beinahe „wie von selbst“ fahren. Eine Stadtfahrt von A nach B

Sie fahren „wie von selbst“, beinahe träumerisch. Nur manchmal schaltet sich der Verstand ein.
Klappt das mit den Routinen endlich, dann fahren Sie „wie von selbst“, können sich hinterher kaum noch an Einzelheiten der Fahrt erinnern. Sie fahren von A nach B, durch die Großstadt. Dabei kommen vielleicht komplizierte Fahraufgaben und Begegnungen mit schwierigen Verkehrsteilnehmern auf Sie zu: Viele Radfahrer und Fußgänger, Abbiegen auf großen Kreuzungen, vorher Fahrstreifenwechsel über drei Fahrstreifen hinweg, Einfädeln in die Stadtautobahn, dann wieder rausfahren, enge Wohnstraßen, Parkplatzsuche, Gedrängel anderer Fahrer, die auch einen Parkplatz suchen, Einparken im Gedrängel.

Ein Teil Ihres Gehirns erledigt Fahraufgaben nach „Schema F.
An all diese Aufgaben und Herausforderungen denken Sie während der Aktion und hinterher kaum. Sie oder besser ein Teil Ihres Gehirns erledigen diese Aufgaben nach „Schema F“, wie Routinen eben.  Sie wissen hinterher nicht mehr, ob oder wie Sie an einer bestimmten Ampel bei Rot gehalten haben. Ihre Augen schauen, Ihr Gehirn schätzt die Lage ein und beeilt sich, die notwendigen Routinen aufzurufen, Ihre Bein- und Armmuskeln arbeiten koordiniert, um die Routine „Anhalten bei Rot“ in die richtige Autobedienung umzusetzen.  Während dessen huschen ihre Gedanken ganz woanders hin: Sie träumen vom kommenden Urlaub, von einen erfolgreichen Tag im der Firma,von einen schönen Nachmittag mit der Familie.

Ein paar mal wird es kompliziert – jetzt mischt sich das Großhirn ein. Mehrmals ist das Großhirn gefordert, bei Problemen, die nicht mehr mit Routinen zu lösen sind. Da ist ein Fußgänger, der mitten auf der Fahrbahn steht, den Verkehr falsch eingeschätzt hat. Sie bleiben nach kurzem inneren Hin und Her stehen, winken ihm aber nicht. So entscheiden Sie, eingedenk der weisen Lehren Ihres ehemaligen Fahrlehrers. Der Fußgänger soll selbst entscheiden. Und der geht dann doch weiter, nachdem weitere Fahrer rechts neben Ihnen, mit Hupkonzert, durchgefahren sind. Sie ärgern sich ein bisschen über die Reaktion der anderen Fahrer. Schnell vergessen. Auf der Autobahn entdecken Sie, vor sich auf einer Einfahrt, einen Fahrschüler im Fahrschulwagen, der ängstlich ist, sich quält, zu langsam fährt, Wieder kurze Überlegung, dann die Entscheidung: Nach Spiegelblick gehen Sie vom Gas, signalisieren dem Fahrschüler per Lichthupe, sich einzufädeln. Das klappt, aber äußerst mühsam. Sie sehen bei einem kurzen Seitenblick, dass der Fahrlehrer nervös ist, vielleicht auch dankbar für Ihren kleinen Einsatz. Schön, gutes Gefühl. Sie überholen anschließend, fahren  zügig weiter, beginnen wieder zu träumen.

Im Idealfall bewältigen Sie Ihre Fahrt mit den gelernten Routinen, können sich dabei entspannen. Nur bei außergewöhnlicher Lage müssen Vernunft und Anstand einspringen, um das Problem zufriedenstellend zu klären. 

3. Das Ziel – locker und sicher fahren! Ausgangspunkt: Fahrangst

Routinen sind wichtig bei der Bewältigung der Fahrangst.
Das Ziel aller Angsthäsinnen ist es, so locker und sicher zu fahren wie andere Fahrer, ohne groß nachzudenken. Dieses Ziel ist sehr wertvoll und unbedingt zu unterstützen. Denn die Routinen entlasten den Verstand und führen sicher durch die meisten Fahraufgaben im Straßenverkehr. Sie wirken auch dem ständigen Gefühl des Unvermögens und der Unsicherheit entgegen: Ein gelungenes Abbiegen nach links oder ein sauberer Parkvorgang, das gibt einfach ein schönes, erfolgreiches Gefühl. Wir können zusätzlich lernen, alle Routinen möglichst ruhig und locker ablaufen zu lassen. Das beruhigt. So ist das Erlernen und selbstverständliche, ruhige Ausüben der Routinen ein wichtiger Zwischenschritt – auf dem Weg zur Bewältigung der Fahrangst. Beim Ausüben und Verbessern der Routinen sind wiederum mehrere Gesichtspunkte zu beachten:

  • Routinen oft üben. Je mehr wir die Routinen üben, korrekt üben, umso besser prägen sie sich im Gehirn ein. Bis zu 30- 40-mal, dann sitzen sie richtig.
  • Routinen unter Belastung üben.
    Unter Belastung, beispielsweise beim Abbiegen nach links auf einer großen Kreuzung, oder bedrängt von einem anderen Autofahrer, steigt die Nervosität. Dann können Routinen wieder durcheinander geraten. Wir können lernen, uns zu entspannen, und die Routinen auch in Belastungssituationen korrekt einzusetzen.
  • Routinen korrekt  ausüben, falsche Routinen möglichst verstauben lassen
    Wir können lernen, die Routinen korrekt ablaufen zu lassen. Falsche, unsichere Routinen sollten wir möglichst in den Keller schaffen, verstauben lassen. Dazu brauchen Sie die Hilfe des Angsthasenfahrlehrers
  • Routinen ruhig ablaufen lassen. Wir können die Routinen verbessern, vor allem so, dass sie ruhiger ablaufen. Das mildert auf jeden Fall die Nervosität.
  • Routinen vom Angsthasenfahrstil her üben. Wir können alle Routinen von der Angstproblematik her behandeln. Viele Angsthäsinnen sind ständig „auf der Flucht“ fahren zu schnell, zu hektisch. Für sie ist es eine Wohltat, alle möglichen Arten des langsamen Fahrens und der Bremstechnik zu lernen und bei der alltäglichen Praxis im Straßenverkehr den Angsthasenfahrstil zu gebrauchen.

Wie sieht es aus, was ist der Ausgangspunkt? Jetzt sind Sie leider noch nicht so weit, sie leiden an ihrer Fahrangst.

  1. Angsthäsinnen haben Angst vor dem schnellen dichten Verkehr.
    Sie fühlen sich gehetzt von anderen Fahrern, passen sich oft gegen ihren Willen dem Tempo der anderen an. Sie fühlen sich dabei überfordert, fürchten, im Getriebe und Durcheinander eine entscheidende Information zu verpassen. Das könnte beispielsweise ein Fußgänger oder Radfahrer sein, der sich leichtsinnigerweise ohne zu schauen auf die Fahrbahn begibt.
  2. Angsthäsinnen fürchten ihre Überforderung und schieben dies auf die eigene Unfähigkeit.
    Sie fürchten schwere Fehler im Verkehr, sogar einen selbst verschuldeten Unfall, bei dem andere Menschen zu Schaden kommen.
  3. Wegen ihrer Angst sind Angsthäsinnen stellenweise hochnervös.
    Sie wissen das und fürchten die Nervosität. Infolge der Nervosität kommt es zu Hektik und Durcheinander, zu Ausfällen und Fehlverhalten, die Routinen geraten aus der schönen Abfolge. Hier sind wir schon mitten im Thema.
  • Zu Punkt 1 und 2 schlage ich viele Gespräche vor und vor allem das Trainieren eines sehr vorsichtigen, ruhigen Angsthasenfahrstils. 
  • Zu Punkt 3 üben wir die Milderung und Beruhigung der Nervosität und achten vor allem darauf, dass alle Routinen mit der nötigen Ruhe erfolgen. Fehlende Routinen müssen wir neu einüben, falsche Routinen etwas mühsam ersetzen durch korrekte.
  • Wir üben die Routinen schwerpunktmäßig so, dass sie den Angsthasenfahrstil fördern. Also alles, was langsames und sehr langsames Fahren möglich macht. Später zusätzlich auch Übungen im Beschleunigen, schneller Fahren. Wir wollen ja vor diesen Situationen nicht kneifen. 

4. Die Routinen lernen und korrekt ausüben. Routinen bleiben Ihnen fest erhalten

Einfache Routinen. Das Schalten vom dritten in den vierten Gang, wie im obigen Bild zu sehen, ist erst einmal ein sehr einfacher Vorgang: Sie ergreifen den Schaltknauf, führen ihn und damit den Schalthebel in der Schaltkulisse, die den Weg vorgibt, über den Leerlauf nach hinten in den vierten Gang. Auch umgekehrt ist es einfach: Sie ergreifen den Schaltknauf in der hinteren Position des vierten Ganges, führen ihn über den Leerlauf nach vorne in die Position des dritten Ganges.

Das Kleinhirn speichert die Routinen.
Und nun beginnen Sie zu üben: Schalthebel in aller Ruhe nach hinten, dann wieder nach vorne bewegen. Mitten drin im Leerlauf eine kleine Pause machen. Das ist wichtig, hier geht es schon los: Wir wollen Ruhe in die Routinen bringen. Sogar solch eine einfache Routine ist für den Anfang nicht so leicht, alles muss dem Verstand erklärt werden, mutet dem außenstehenden, geübten Fahrer unglaublich umständlich an. Erst wenn Sie das etwa 30 bis 40 mal gemacht haben, ist der Vorgang ganz gut gespeichert und wieder abrufbar. Dafür ist das Kleinhirn zuständig, ein Teil des Gehirns, das sich im Hinterkopf befindet. Es ist zuständig für das Erlernen, Speichern und die Planung von Bewegungsabläufen.

Routinen bleiben, viele Jahre lang.
Einmal gespeicherte Routinen bei der Autobedienung bleiben. Es ist wie ein Wunder – ganz weg sind die einst erlernten Routinen nie. Ich hatte schon Angsthäsinnen mit mehr als 25 Jahren Vermeidung des Autofahrens bei mir zum Training. Doch schon bei der ersten Fahrt im ruhigen Gewerbegebiet war klar, dass sie sich anders verhalten würden als ein purer Anfänger. So klappte das Anfahren mit Gas und schleifender Kupplung meistens beim zweiten oder dritten Versuch, und besser als beim Anfänger! Nach zwei, drei Runden ums Karree hatten sie einen Stand erreicht, den ein Anfänger nicht in zwei kompletten Doppelstunden geschafft hätte! Es ist ungefähr so wie beim Radfahren. Wenn Sie es einmal erlernt haben, können Sie auch später noch – nach langer Pause. Sie halten beim Radfahren nach wie vor das Gleichgewicht, wenn auch ein bisschen wackelig. Und genauso verhält es sich mit den Routinen beim Autofahren. Das zum Trost für alle Angsthäsinnen mit langer Autovermeidung. Sie fahren zu Anfang noch ein bisschen wackelig, aber zunehmend routinierter.

Komplizierte Routinen.
Einfache Abläufe, wie das Schalten vom dritten in den vierten Gang, sind bei näherer Betrachtung gar nicht so einfach. Schauen Sie sich dazu die Beschreibung des Schaltvorgangs unter dem obigen Bild an (Schalten vom 3. in den 4. Gang). Er besteht in Wirklichkeit nicht nur aus der Führung des Schalthebels von Position Gang 3 zu Gang 4. Der Schaltvorgang besteht aus mehreren, miteinander verzahnten Routinen und und einer Einwirkung auf Sie aus Ihrem Umfeld: Vor dem Schalten vom dritten in den vierten Gang muss erst einmal zur Kenntnis genommen werden, dass der Zeiger des Drehzahlmessers bis auf 2.000 Umdrehungen in der Minute gestiegen ist, und dass der Motor lauter dröhnt. Sodann wird zur Vorbereitung des Schaltens mit dem linken Fuß die Kupplung getreten, der rechte Fuß geht weg vom Gaspedal. Und jetzt erst kommt das eigentliche Schalten, vom dritten Gang nach hinten in  den Leerlauf, von da weiter nach hinten in den vierten Gang. Die reine Bewegung des Schalthebels ist übrigens als Muster auf dem Knauf des

Schalthebel, Schaltknauf mit Grafik Anordnung und Führung der Gänge
Schalthebel, Schaltknauf mit Grafik Anordnung und Führung der Gänge. Im Kern (Gang 1 bis 4) ähnelt die Anordnung der Gänge einem großen „H“. Dazu kommen außen nach vorne rechts Gang 5 und der Rückwärtsgang nach vorne links (hier beim Einlegen nach links auch in die Tiefe zu drücken, anschließend nach vorne). Ruhe- und Ausgangspunkt der Schaltung ist der Leerlauf zwischen Gang 3 und 4. Dort strebt der Schalthebel durch Federkraft zurück, wenn er im Leerlauf los gelassen wird. 

Schalthebels oben eingraviert. Noch ist der Vorgang aber nicht beendet. Der linke Fuß lässt anschließend die Kupplung los, der rechte Fuß gibt wieder Gas. Sie werden mir recht geben, das ist schon nicht mehr so einfach, sondern ein bisschen komplizierter. Aber, darüber hinaus gibt es insgesamt fünf Gänge für die Vorwärtsfahrt, einen für die Fahrt rückwärts. Alle wollen sie ein bisschen anders behandelt werden. Um all diese leicht unterschiedlichen Routinen kümmert sich das wunderbare Kleinhirn.

Verbundene Routinen.
Sehr oft kommt es beim Autofahren und bei bestimmten Fahraufgaben vor, dass einzelne Routinen miteinander verbunden oder kombiniert werden müssen. Beispiel: Die Angsthäsin muss Vorfahrt gewähren, möchte nach rechts abbiegen. Dabei müsste sie folgende Routinen miteinander kombinieren:

  • Sehr langsames Fahren (Tasten) mit etwas Gas und Kupplung, zwischendurch kurzes Anhalten
  • Rückwärtigen Verkehr (Fußgänger, Radfahrer) vor dem Einlenken kontrollieren
  • Schauen nach links, eventuell auch nach rechts, wenn die Straße mit Vorfahrt schmal ist, Einschätzen des von links kommenden Verkehrs auf eine schöne, große Lücke
  • Lenken in die Rechtskurve hinein, so, dass wir ungefähr einer Ideallinie folgen
  • Wieder nach links schauen, auch nach rechts, und rückwärts
  • Erkennen einer guten Lücke, letzter Schulterblick nach rechts, Anfahren, Weiterfahren, dabei aus der Kurve heraus gerade Lenken

 

Die Routinen laufen ab, der Verstand darf ausruhen.
In einem weiteren Beitrag, einer großen Tabelle, habe ich die wichtigsten Routinen bei der Fahrzeugbedienung aufgezählt, und genauer beschrieben – von einfachen bis zu sehr komplizierten wie dem Einparken. Anfänger/innen müssen sich da durchfressen, viel üben. Aber am Schluss haben Sie sich einen gut beherrschten Vorrat oft geübter, beinahe „von selbst“ ablaufender Routinen angeeignet. Das erlaubt ihnen, in harmlosen Situationen das Autofahren beinahe zu vergessen, sich höchstens dann und wann auf schwierige Fahrsituationen zu konzentrieren oder mit Ihrem Beifahrer zu plaudern. Sie können Ihren Verstand pausieren lassen, vielleicht ein bisschen die Landschaft genießen. Die Routinen geben ihnen eine grundsätzliche Sicherheit, entlasten den Verstand. Dieser kann immer noch in schwierigen Situationen eingreifen.

Im stehenden Auto üben.
Sie müssen nicht gleich mit dem Auto fahren, um die Routinen zu üben. Für das  Gehirn und das Lernen der Abläufe reicht es, wenn Sie sich in ein stehendes Auto setzen und dort die Abläufe üben. Alle Einrichtungen zur Autobedienung sind dort vorhanden, mit denen wir die Abläufe üben. Das Gehirn ist lebhaft und kreativ genug, sich beim Üben im stehenden Auto sogar eine Fahrt mit Umgebung mit Informationen und Reizen aus dem Umfeld vorzustellen. Wir können uns gut vorstellen, wie die Drehzahlmessernadel auf 2.000 geht oder der Motor schon durch die höhere Drehzahl dröhnt, so dass ein Reiz entsteht, höher zu schalten. Und der wichtigste Vorteil: Die Übungen sind absolut ungefährlich.  Solche Übungen im stehenden Auto sind fester Teil der Aufgaben auf dieser Website.

Probefahrt, die Routinen checken. Routinen und bestimmte Aufgaben verbinden.

Bei der ersten Probefahrt fährt der Fahrlehrer Sie ins ruhige Gewerbegebiet. Dort wechseln wir am Steuer. Nun können Sie sich nach Herzenslust dem Auto und seiner Bedienung durch die

Gewerbegebiet Neukölln, Sackgasse
Gewerbegebiet Neukölln, Sackgasse. Vor Ihnen die Fahrbahn, im Mittelgrund zwei Lkw.  Zur Raumeinschätzung können Sie sich nach den Linien auf dem Asphalt richten: Die Linie rechts trennt den Parkstreifen vom Fahrstreifen rechts ab. Die mittlere Linie trennt Ihren Fahrstreifen von dem des Gegenverkehrs ab. Die „unfreiwilige Hilfe auf der Fahrbahnoberfläche“ ist sehr nützlich für Sie zur Raumeinschätzung. Mangelnde Raumeinschätzung – darüber klagen viele Angsthäsinnen. Auch dafür gibt es Routinen, so dass Sie im Lauf der Betreuung nicht mehr auf die Linien angewiesen sind. Aber für den Anfang, vielleicht nach 10 Jahren Fahrvermeidung, sind die Linien wunderbar. 

richtigen Routinen widmen. Es ist von Vorteil, wenn Sie schon vorher im stehenden Auto geübt haben. Wenigstens die groben Bewegungsabläufe sind Ihnen schon vertraut. Viele Routinen lassen sich feinfühlig nur bei der Fahrt üben. Damit nichts passiert, ist der Angsthasenfahrlehrer dabei, berät und schützt Sie.

Routinen und dazugehörige Aufgaben.

Fazit: Üben Sie die notwendigen Routinen zuerst am besten in einem stehenden Auto. Sie können die Tabelle über alle wichtigen Routinen dazu heran ziehen. Sie üben im Auto realitätsnah, mit allen Einrichtungen zur Autobedienung. Üben Sie zuerst die einfachen Abläufe, dann die komplizierten.  Je öfter Sie die Abläufe korrekt wiederholen, umso besser prägen Sie sich im Gehirn dauerhaft ein – als Routinen. Haben Sie mehrere Jahre ohne Auto gelebt – keine Sorge: Die Routinen lassen sich gut wieder beleben. Wenn Sie allerdings, nach den Übungen im stehenden Auto, wieder fahren möchten und an Fahrangst leiden, dann tun Sie das nur begleitet vom Angsthasenfahrlehrer. Sie werden dann erleben, dass die Routinen bei höherer Belastung, in Verbindung mit bestimmten Fahraufgaben und im Verkehr,  wieder ein bisschen brüchiger werden oder sogar durcheinander geraten. Das ist normal. Die Routinen sollten bei entsprechender Übung auch bei höherer Belastung korrekt ablaufen. 

5. Bei falsch gelernten Routinen drohen Gefahren. Die falschen Routinen lassen sich nur mühsam kalt stellen.

Falsch gelernte Routinen lassen sich schlecht verlernen.
Routinen lassen sich, wenn eingelernt, wieder aktivieren. Sie werden nicht so leicht vergessen. Das gilt auch, wenn sie falsch gelernt sind. Immer wieder kommen Angsthäsinnen aus Fahrschulen, die dort schlampig ausgebildet worden sind. Routinen sind halt nicht in sich beliebig, bei jeder Fahrschule anders gelehrt, nach Lust und Laune des Fahrlehrers. Routinen sorgen für den technisch korrekten Ablauf und vor allem für Sicherheit. Hinter den Routinen stecken Erfahrungen und Erkenntnisse von klugen Fahrlehrern, Pädagogen, Ingenieuren, Wissenschaftlern. Sie haben sich beispielsweise nieder geschlagen in pädagogischen Leitfäden für die Ausbildung am Pkw.
Aber woher sollen Sie als Anfängerin das wissen? Sie vertrauen doch Ihrem Fahrlehrer? Sie sind, das ist Ihr Pech, an einen Schlamper geraten, der sich nicht groß um korrekte Ausbildung kümmert. Für Sie gilt nun, dass Sie schleunigst umlernen sollten. Aber wie, wo Routinen doch so fest sitzen? Zuerst zwei Beispiele für falsche Routinen.

Vorteil Diesel?
Die meisten Fahrschulen arbeiten mit Diesel-Pkw. Wahrscheinlich glauben die Fahrschulbesitzer, man könne beim Diesel durch den günstigeren Preis des Dieselkraftstoffs Geld sparen. Das Gegenteil ist der Fall, der Diesel-Pkw ist im Betrieb teurer als der vergleichbare Benziner. Doch hier geht es um etwas anderes. Die Routine beim Anfahren.

Der Diesel wird’s schon richten.
Die richtige Routine beim Anfahren mit einem Pkw mit Schaltung wäre, die Kupplung zu drücken, den ersten Gang einzulegen, etwas Vorgas zu geben, die Kupplung in den Schleifpunkt zu bringen und die Kupplung beim Anfahren etwa 2 – 3 Sekunden oder 10 m zu halten, dann sanft in der schon schnelleren Bewegung des Wagens los zu lassen. Und nun die falsche Diesel-Routine: Da der Diesel nun mal wegzieht wie ein Traktor, ist die Routine, das richtige Anfahren mit etwas Gas und sorgfältig schleifender Kupplung, beim schlampig ausbildenden Fahrlehrer kein Thema. Ohne Vorgas geht es auch, die Kupplung kann schnell los gelassen werden. Der Diesel wird’s schon richten. Wenn sich die soweit schlecht ausgebildeten Fahrschülerinnen nach bestandener Prüfung einen Benziner kaufen, sind laufend Fehler beim Anfahren vorprogrammiert. Der Motor würgt sofort ab, wenn beim Anfahren kein Gas gegeben und die Kupplung losgelassen wird. Ergebnis: Die frisch gebackene Anfängerin verzweifelt, glaubt nicht mehr an ihre Fähigkeiten, es folgt die Entwicklung zur Angsthäsin, sie meidet das Autofahren. Darüber könnte ich froh sein, weil es mir eine neue Kundin zutreibt. Das bin ich aber nicht, das alles ist wirklich nur zum Verzweifeln.

Was ist besser – vor einem Hindernis zuerst zu bremsen, oder zu kuppeln? Ich könnte viele fehlerhaft gelernte Routinen bei der Fahrzeugbedienung aufzählen. Nicht immer sind die Fahrlehrer schuld. Manchmal bringen sich die Betroffenen ihre falschen Routinen selbst bei. Am hartnäckigsten und sehr schädlich ist folgender, falsch gelernte oder beigebrachte Ablauf beim Bremsen: Wir fahren 50, vor uns bremst eine Autokolonne. Die Angsthäsin drückt die Kupplung. Dann kommt erstmal gar nichts. Auf meine dringende Bitte hin wird endlich gebremst, gerade noch. Sonst müsste ich eingreifen. Später besprechen wir den Ablauf. Ich erkläre, warum es wichtig ist, zuerst in den Spiegel zu schauen (sowieso), dann zu bremsen und erst zum Schluss die Kupplung zu drücken. Großes Staunen: „Das habe ich von meinem Freund ganz anders gelernt, zuerst kuppeln, dann erst bremsen.“

Kurze Erklärung – warum zuerst bremsen, dann erst auskuppeln?
Die Erklärung, warum die neue Routine – zuerst bremsen, dann kuppeln – sicher ist,  sollte der Angsthäsin einleuchten, sonst kommen wir nicht weiter. Erklärung: Weil dann sofort das Bremslicht hinten aufleuchtet und die Nachfolgenden warnt. Beim Treten der Kupplung leuchtet nichts auf. Zweiter Grund: Wenn wir zuerst bremsen, haben wir einen längeren Bremsweg zu Verfügung. Das ist in vielen Situationen wichtig.  Wer zuerst kuppelt, verschenkt dagegen ohne Not wertvollen Bremsweg. Wenn wir zusätzlich beim Beginn des Bremsens mehr auf die Bremse drücken, später weniger, zum Schluss des Vorgangs sozusagen den Wagen auslaufen lassen, dann haben wir noch mehr Bremsweg gewonnen, können den Wagen feinfühlig zum Stand bringen. Diese Routine nennt man „degressives Bremsen“ , wir fahren damit sehr, sehr sicher.

Wie bekomme ich eine schädliche Routine wieder los?
Beim Verzögern vor einem Stau ist es wichtig, zuerst zu bremsen, dann zu kuppeln. Anders herum – zuerst kuppeln, dann bremsen – diese Routine wäre vielleicht mal gefährlich. Doch wie bekomme ich diesen schädlichen Reflex wieder los? Kurz gesagt, wahrscheinlich kaum. Ich habe weiter oben im Beitrag festgestellt: Die alte Routine kann nicht einfach vergessen und ausgelöscht werden. Solche Bewegungsabläufe sitzen halt fest im Kleinhirn. Das Üben des neuen Ablaufs ist zwar nötig, jedoch gäbe es dann zwei Routinen in Konkurrenz,  Durcheinander während längerer Übungszeit wäre die Folge.

Besser ist, den neuen Ablauf sinnvoll zu erklären, wie gerade versucht: Zuerst bremsen ist sicherer!  Und nun kommt noch ein Gedankengang dazu, mögliche Einwände anzusprechen. Die Angsthäsin würde vielleicht sagen: „Ich drücke zuerst die Kupplung, sonst würgt der Motor ab.“ Es ist die Angst vor dem Abwürgen des Motors, vielleicht einer möglichen Blamage vor den anderen Fahrern, die die Angsthäsin beunruhigt. Wir müssen also dafür sorgen, dass das Abwürgen nicht geschieht. Wir erweitern den neuen Reflex so,  dass die Kupplung nach dem Bremsen rechtzeitig getreten wird. Rechtzeitig heißt, bei spätestens 1.000 Umdrehungen pro Minute. Wird der neue, erweiterte Reflex nun konsequent ausgeführt und umgesetzt, dann würgt der Motor eben nicht ab. Dann verblasst der alte Reflex oder rostet doch wenigstens etwas ein. Mehr können wir nicht erreichen. Oder doch?

Ausprobieren, Fehler korrigieren.
Ausprobieren sollten wir die Sache in einer breiten, verkehrsarmen Sackgasse. Nun fahren wir auf das Ende der Sackgasse zu, Tempo vielleicht 30 – 40, wählen eine der beiden Routinen – zuerst bremsen – kuppeln, dann kuppeln – bremsen. Die erste Methode wählen wir, um zu zeigen, dass es durchaus möglich ist, rechtzeitig zu kuppeln. Wir machen aber auch die Fehlerkorrektur, versuchen den Motor abzuwürgen, wie die Angsthäsin befürchtet. Und nun kommt die Selbsthilfe nach dem Abwürgen: Ruhig atmen, schauen, Motor anlassen, weiter fahren. So schlimm ist das gar nicht. Bei den neueren Automodellen hilft sogar ein Assistent beim schnellen Motoranlassen: Einfach die Kupplung treten, schon läuft der Motor wieder!

Die falsche Methode ausprobieren:
Die zweite Methode – zuerst Kupplung, dann bremsen – wählen wir, um anschaulich zu zeigen, wie gefährlich es sein kann, ungebremst, nur die Kuppung tretend, auf das Ende der Sackgasse zu zu fahren. Die meisten Betroffenen empfinden diese Methode als sehr unangenehm und gefährlich. Sie wollen sie anschließend so schnell wie möglich loswerden. Beim Ausprobieren ohne sonstige störende Einflüsse wird die Gefährlichkeit eben besonders klar. Jedenfalls, so geht es vom Gefühl her schneller, die alte, fehlerhafte Routine kalt zu stellen. Mehr geht nicht, wir stellen die alte, fehlerhafte Routine in die Ecke, dort kann sie vor sich hin dämmern. Wir stellen sie kalt.

Fazit: Haben Sie falsche Routinen gelernt? Es ist schwer, diese wieder los zu werden. Dabei brauchen Sie die Hilfe des Angsthasenfahrlehrers. Er wird mit Ihnen die besseren Routinen trainieren und über Probleme bei den falschen Routinen sprechen. Dies kann er Ihnen durch entsprechende Korrekturübungen anschaulich zeigen. 

6. Bedingte Reflexe: Die Routinen werden angefeuert von einem Reiz. Das zusammen ergibt erst einen Reflex. Über Ihre Reflexe sollten Sie nachdenken

Reflexe – angeboren, gelernt.
Die Psychologen nennen die gelernten, automatisierten Bewegungsabläufe „bedingte Reflexe.“ Ein Reflex ist ein schematischer Vorgang, der auf einen bestimmten Reiz hin gekonnt und automatisch abläuft, ohne Beeinflussung durch den Verstand. Bekannt ist der Reflex beim Augenlid, das sich automatisch und schnell schließt, wenn sich ein Gegenstand dem Auge nähert. Solche Reflexe sind angeboren.

Reiz und Reaktion.
Nicht angeboren sondern „bedingt“ sind die Reflexe die wir hier besprechen. Bedingt heißt gelernt. Dazu gehört beispielsweise der Schaltreflex: Ich höre als Fahrer die lautere Drehzahl des Motors (ein akustischer Reiz) oder sehe die Nadel des Drehzahlmessers bei 2.000 Umdrehungen (ein optischer Reiz). Das wären dann gleich zwei Reize, optisch und akustisch. Diese sind im Gehirn verknüpft mit einer bestimmten Reaktion, einem gewissen automatisch erfolgenden Bewegungsablauf, dem Schaltvorgang, beispielsweise vom dritten in den vierten, oder vom vierten in den fünften Gang zu schalten. Selbstverständlich gehören dazu, wie schon besprochen, die weiteren, begleitenden Abläufe, die Kupplung zu treten, vom Gas zu gehen usw.

Bei der vorher geschilderten Stadtfahrt von A nach B reagiert der Fahrer auf ähnliche Reize und beantwortet sie mit der entsprechenden Routine. Die Reize sind dann eben bestimmte Fahraufgaben, Abbiegen nach links, Einfahren in die Autobahn, Einbrechen der Dämmerung, die der Fahrer mit der entsprechenden Routine bewältigt.

Wir können den normalen Ablauf Reiz – Reaktion ändern, letztlich selbst entscheiden.
Auch der Umgang mit den Reizen ist gelernt. Wir können – je nach Einstellung – mit den Reizen umgehen, sie so oder so ausdeuten, sogar ablehnen. Die Reize, die auf uns einströmen, sind auch nicht automatisch an ein bestimmtes Verhalten gekoppelt. Das entscheiden immer noch wir selbst! Auch die Routinen, die auf die Reize ablaufen, sind nicht nur automatisch ablaufend. Sie selbst kontrollieren immer noch das Verfahren! Mehrmals im Verlauf der vorher geschilderten Stadtfahrt hält die Fahrerin sozusagen inne,  lässt ihren Verstand bzw. Anstand walten und erbarmt sich des einsamen Fußgängers mitten auf der Fahrbahn oder später des Fahrschülers auf der Autobahneinfahrt.

Sind wir Würmer?
Ehrlich gesagt, die Theorie von den Reizen behagt mir nicht. Wir Menschen sind doch keine Würmer, die auf einen Reiz hin, einen Sonnenstrahl, sich schnell in der Erde verkriechen. Wir haben einen wachen Verstand und hoffentlich auch Anstand im Straßenverkehr. Alle Aufgaben und Anforderungen, die im Verkehr auf uns einströmen, können, aber müssen wir nicht reflexhaft beantworten. Wir können sie beurteilen mit unserem Verstand, mit unseren vielen Erfahrungen, unseren Einstellungen und Moralvorstellungen. Das kann man alles diskutieren. Jedenfalls entscheiden die Menschen manchmal so, manchmal so.  Dennoch sind die Routinen natürlich sehr nützlich, die uns im Straßenverkehr das Leben so erleichtern.

7. Automatisierte Abläufe, Routinen, lernen Sie nur abgeschirmt, mit Hilfe des Verstandes. Das reicht aber nicht. Zusätzlich lernen Sie den Einsatz der Routinen bei Belastung und Stress.

Die Verstandesmethode. Zum Kennenlernen des Fahrzeugs fahren wir ins ruhige Gewerbegebiet. Einen ganz einfachen Ablauf erläutere ich im stehenden Fahrzeug, führe ihn vor. Die Angsthäsin wiederholt ihn laut, führt ihn am stehenden Pkw selbst aus, soweit das geht. Es wenn es in dieser ruhigsten aller möglichen Situationen klappt und sich ansatzweise ein Verstandes und Muskelgedächtnis herausgebildet hat, kann man den selben Vorgang auch bei ruhiger Fahrt üben. Bei der Fahrt wird es oftmals wieder zu Störungen oder zu Durcheinander kommen. Dann muss wieder von vorne, im Stillstand, geübt werden.
Genau gesagt spielen folgende Lernmethoden eine wichtige Rolle: Vormachen und Nachahmen, bewusstes Verstehen und gedankliches Gliedern und praktisches Üben. Das ist die Verstandesmethode, langsam, umständlich, aber klar und rational nachzuvollziehen.  Doch eine kleine Belastung und Störung kann alles durcheinander bringen. Kommen die Abläufe schon automatischer, begeben wir uns in belastendere Situationen. Dort geht vielleicht einiges wieder durcheinander, Fehlverhalten droht.
Dagegen können wir uns durch Methoden der Beruhigung schützen:
a) Beruhigung der Abläufe. Das bedeutet, alle Abläufe langsam, ausgesprochen ruhig, mit kleiner Pause und Zwischenschritten, zu steuern. Beispielsweise, wie oben geschildert, das Schalten mit Pause im Leerlauf. Die langsame Bewegung  beruhigt wiederum das Angstzentrum im Kopf.
b) Sprechen über die Angst vor den Routinen. Oft herrscht die Angst vor, durch die langsame, pausenbestimmte Tätigkeit bei der Fahrzeugbedienung werde die Konzentration auf das „Wesentliche“, die Beobachtung nach vorne, gestört oder abgelenkt. Dazu muss man wissen, dass bei unseren Angsthäsinnen leider oft Tunnelblick vorherrscht, wiederum ein störendes Symptom. Das ist beispielsweise auch zu finden, wenn ein Blick in den Außenspiegel verweigert wird, mit dem Hinweis, man könne dann nicht mehr nach vorne schauen. Da gibt es noch viel zu besprechen.
c) Fehler-Korrekturtraining. Aus Angst, an der Ampel nicht schnell genug weg zu zu kommen, machen Angsthäsinnen oft den Fehler, die Kupplung nicht in Ruhe (= drei Sekunden lang) schleifen zu lassen, sondern lassen sie viel zu hastig los.  Ergebnis: Motor geht ruckhaft aus, abgewürgt. Ergebnis für die arme Angsthäsin: Großes Durcheinander, Hupen der anderen Autofahrer, vor Aufregung weitere, vergebliche Anfahrversuche, Autoangst. Da solche Situationen beinahe unvermeidlich kommen, bereiten wir uns darauf vor, wir üben ganz bewusst das hastige Bedienen der Kuppplung, gefolgt vom Abwürgen des Motors. Und der weiter folgenden Beruhigung!!
d) Lob von mir als Angsthasenfahrlehrer hilft. Noch besser ist, wenn Selbstbewusstsein entsteht, weil die Sache immer besser klappt, auch bei selbständigem Fahren, in schwierigen Situationen.

 

 

 

Autoangst? Menschen mit Fahrängsten sind besonders darauf angewiesen, dass automatisierte Fahrtechniken sorgfältig geübt werden. Denn so steigt das Vertrauen, mit dem Auto kompetent umgehen zu können. Der Kopf bleibt frei für die wichtigen und schwierigen Situationen im Straßenverkehr. Umgekehrt steigen Verwirrung und Angst, wenn es „unversehens“ immer wieder zu Fehlbedienung kommt. Diese Menschen bezeichnen ihre Angst als „Autoangst“ – wenn das Auto unversehens macht, was es will, der Motor abwürgt, das Auto plötzlich schneller wird, statt der Bremse das Gas getreten wird. Tatsächlich ist aber nicht das Auto am Fehlverhalten schuld. Sondern das arme Menschlein hinterm Steuer, das von Angst gepeinigt heftige körperliche Symptome erleidet und Fehlverhalten produziert: Die Konzentration ist weg, der Blick verschleiert sich, die Muskeln verkrampfen. Dann kann es schnell passieren, dass Gas und Bremse verwechselt werden.

Die Eigenarten der automatisierten Verhaltensabläufe (= bedingten Reflexe) beim Autofahren 

1. Routinen beim Autofahren sind einfache Verhaltens- oder Bewegungsmuster.

 

2. Automatisierte Verhaltensabläufe werden erlernt, bleiben einigermaßen fest gespeichert
Bedingte Reflexe werden im Gegensatz zu den angeborenen Reflexe erlernt. Sie werden zielbewusst angeeignet und da eingesetzt,  wo sie nützlich sind. Im besten Fall gehen sie so „in Fleisch und Blut“ über, dass sie vom Betreffenden überhaupt nicht mehr wahrgenommen, geschweige denn beschrieben werden können. Eine alte Erkenntnis lautet, dass normale Autofahrer das Autofahren gar nicht mehr beschreiben, geschweige es anderen beibringen können. Im Gegensatz zu den angeborenen Reflexen können bedingte Reflexe leider auch wieder etwas verlernt werden, nämlich dann, wenn die gewohnten Verhaltensabläufe über einen längeren Zeitraum nicht ausgeführt wurden. Der Volksmund spricht treffend davon, dass bestimmte Fähigkeiten „eingerostet“ sind.

 

Interessant ist zu wissen, dass das Kleinhirn zuständig ist für das Erlernen und Festhalten der Bewegungsabläufe.

3. Automatisierte Abläufe erfolgen schnell und einfach, ohne Verarbeitung durch das Großhirn.
Bei Erreichen einer bestimmten Drehzahl, z.B. 2000, schaltet ein Autofahrer, tritt die Kupplung, gleichzeitig zieht er die Fußspitze des rechten Fußes vom Gaspedal weg, legt die rechte Hand auf den Schalthebel, schaltet vom 3. in den 4. Gang, nimmt die Hand wieder ans Lenkrad, löst den linken Fuß vorsichtig von der Kupplung und und setzt ihn links auf dem Radkasten ab. Dann gibt er wieder Gas. Der ganze Vorgang erfolgt relativ einfach und nach Schema F, ohne groß nachzudenken, ausgelöst durch den Reiz der Drehzahl – Drehzahlmesser beobachten oder Motorgeräusch wahrnehmen. Der Verstand ist dabei nicht beteiligt. Der Autofahrer kann derweil mit seinem Beifahrer plaudern oder den Verkehr beobachten

4. Es gibt wichtige und weniger wichtige Automatismen:
Jeder kennt den Kniesehnenreflex, wobei der Arzt mit dem Hämmerchen gegen das Knie klopft, so dass das Bein nach vorne schnellt. Das ist ein merkwürdiger, eher unwichtiger Reflex. Wichtig ist aber z.B. der Reflex des Augenzwinkerns, mit dem wir unsere Augen feucht halten und vor eindringenden Fremdkörpern schützen.
So gibt es auch bei der Fahrausbildung wichtige und weniger wichtige Automatismen. Ganz wichtig sind z.B. alle Abläufe, mit denen die Geschwindigkeit beim langsamen oder schnelleren Fahren kontrolliert werden kann. Weniger wichtig ist z.B. die Lenkmethode, die unter Fahrlehrern beinahe einen Glaubenskrieg ausgelöst hätte („Ziehen-Schieben“ gegen „Übergreifen“). So war vor der Wende in Berlin West den Fahrschülern das Übergreifen praktisch verboten, während ihre Kollegen im Westen Deutschlands übergreifen durften. Das sichere Fahren in einer Kurve wird nicht so sehr durch die Lenkmethode, sondern in erster Linie durch die Kontrolle der Geschwindigkeit erreicht. Daher war es auch einigermaßen hirnrrissig, die Schüler/innen stundenlang mit reinen Lenkübungen zu quälen.

5. Automatisierte Abläufe lassen sich nur in Ruhe, abgeschirmt und mit Einsatz des Verstandes lernen. Das reicht aber nicht. Wir brauchen Lernmethoden für den Einsatz der Routinen bei Belastung und Stress. 
Zum Kennenlernen des Fahrzeugs fahren wir ins Industriegebiet, andere Fahrlehrer haben ebenfalls ihre vom Verkehr weitgehend abgeschirmten Lernbereiche. Einen ganz einfachen Ablauf erläutere ich im stehenden Fahrzeug, führe ihn vor. Die Angsthäsin wiederholt ihn laut, führt ihn am stehenden Pkw selbst aus, soweit das geht. Es wenn es in dieser ruhigsten aller möglichen Situationen klappt und sich ansatzweise ein Verstandes und Muskelgedächtnis herausgebildet hat, kann man den selben Vorgang auch bei ruhiger Fahrt üben. Bei der Fahrt wird es oftmals wieder zu Störungen oder zu Durcheinander kommen. Dann muss wieder von vorne, im Stillstand, geübt werden.
Genau gesagt spielen folgende Lernmethoden eine wichtige Rolle: Vormachen und Nachahmen, bewusstes Verstehen und gedankliches Gliedern und praktisches Üben. Das ist die Verstandesmethode, langsam, umständlich, aber klar und rational nachzuvollziehen.  Doch eine kleine Belastung und Störung kann alles durcheinander bringen. Kommen die Abläufe schon automatischer, begeben wir uns in belastendere Situationen. Dort geht vielleicht einiges wieder durcheinander, Fehlverhalten droht.
Dagegen können wir uns durch Methoden der Beruhigung schützen:
a) Beruhigung der Abläufe. Das bedeutet, alle Abläufe langsam, ausgesprochen ruhig, mit kleiner Pause und Zwischenschritten, zu steuern. Beispielsweise, wie oben geschildert, das Schalten mit Pause im Leerlauf. Die langsame Bewegung  beruhigt wiederum das Angstzentrum im Kopf.
b) Sprechen über die Angst vor den Routinen. Oft herrscht die Angst vor, durch die langsame, pausenbestimmte Tätigkeit bei der Fahrzeugbedienung werde die Konzentration auf das „Wesentliche“, die Beobachtung nach vorne, gestört oder abgelenkt. Dazu muss man wissen, dass bei unseren Angsthäsinnen leider oft Tunnelblick vorherrscht, wiederum ein störendes Symptom. Das ist beispielsweise auch zu finden, wenn ein Blick in den Außenspiegel verweigert wird, mit dem Hinweis, man könne dann nicht mehr nach vorne schauen. Da gibt es noch viel zu besprechen.
c) Fehler-Korrekturtraining. Aus Angst, an der Ampel nicht schnell genug weg zu zu kommen, machen Angsthäsinnen oft den Fehler, die Kupplung nicht in Ruhe (= drei Sekunden lang) schleifen zu lassen, sondern lassen sie viel zu hastig los.  Ergebnis: Motor geht ruckhaft aus, abgewürgt. Ergebnis für die arme Angsthäsin: Großes Durcheinander, Hupen der anderen Autofahrer, vor Aufregung weitere, vergebliche Anfahrversuche, Autoangst. Da solche Situationen beinahe unvermeidlich kommen, bereiten wir uns darauf vor, wir üben ganz bewusst das hastige Bedienen der Kuppplung, gefolgt vom Abwürgen des Motors. Und der weiter folgenden Beruhigung!!
d) Lob von mir als Angsthasenfahrlehrer hilft. Noch besser ist, wenn Selbstbewusstsein entsteht, weil die Sache immer besser klappt, auch bei selbständigem Fahren, in schwierigen Situationen. 

6. Automatisierte Abläufe lassen sich kombinieren:
Nach ihrer Aneignung lassen sich verschiedene Automatismen zu einem neuen Set von komplizierten Standardabläufen kombinieren: Aus der reinen Schalthebelführung und der Betätigung von Kupplung und Gas wird z.B. das Schalten. Dieser Vorgang kann wieder kombiniert werden mit der Spiegelsicht und dem Bremsen zu einem neuen Gesamtvorgang „Verzögern“: Innenspiegelsicht – Bremsen – Auskuppeln – Herunterschalten – Kraftschluss durch sanftes Loslassen der Kupplung. Das Verzögern ist dann ein neuer, komplizierter Automatismus, zusammengesetzt aus mehreren einfachen. Aus der Geschwindigkeitskontrolle, kombiniert mit Lenken, wird das Befahren einer Kurve, Vorspiel zum Abbiegen.
Auch für kombinierte und komplizierte Abläufe gelten die Lerngesetze Vormachen und Nachahmen, bewusstes Verstehen und praktisches eigenes Üben. Die Betroffenen müssen es selbst tun, auch wenn es zu Anfang oft Durcheinander gibt. Für mich als Angsthasenfahrlehrer heißt das, dieselbe Strecke doppelt zu üben: Einmal mit Anleitung und Besprechen, das andere Mal alleine. In der zweiten Programmstufe natürlich mit dem Fahrschulwagen, so dass ich zur Not immer noch eingreifen kann. In der dritten Stufe im eigenen Wagen, wo nur noch Rat von mir aus möglich ist.

7. Automatisierte Abläufe sind gut gegen störende Gedanken oder Gefühle abgeschirmt
Automatische Abläufe sind, wenn sie nicht nur in Ruhe, sondern auch bei komplizierten und spannungsgeladenen Situationen eingeübt wurden, relativ gut gegen störende Gedanken und Gefühlseinflüsse abgeschirmt. Dann klappt die Schalthebelführung auch unter starkem Stress. Jedoch findet diese Aussage ihre Grenze, wo Nervosität und Angst gar nicht mehr bewältigt werden, sondern das arme Menschlein völlig überfluten. Dann stellt sich oft völliger „Blackout“, d.h. ein schwarzes Loch im Gehirn ein und der Wagen fährt führerlos dahin.
Damit das nicht passiert, sind die Betroffenen angehalten, sich zu beobachten und im Vorfeld, wenn innere Gefahr droht, möglichst eine Pause einzulegen.

8. Der Kopf bleibt frei für komplizierte Situationen
Das Erlernen der automatisierten Verhaltensabläufe hält den Kopf frei für wirklich schwierige Situationen oder dient einfach nur der Entspannung. Fahrschüler/innen wie Angsthäsinnen klagen am Anfang zurecht, dass sie sich einfach „auf zu viele Dinge“ (schalten, kuppeln, bremsen, blinken, lenken…) konzentrieren müssen. Sie hätten daher weder Zeit noch Gelegenheit, auf den Verkehr zu achten oder sich mit dem Fahrlehrer zu unterhalten. Aber sicher gibt es in jeder Ausbildung dann doch einen Punkt, wo die wichtigsten Abläufe „in Fleisch und Blut“ übergegangen sind. Dann können die Betroffenen endlich mal auf den Verkehr achten, sich mit dem Beifahrer unterhalten und die ganze Sache, nämlich das Autofahren, endlich ein bisschen genießen.

9. Automatisierte Abläufe sind nötig als Grundlage der weiteren Ausbildung:
Sind diese Automatismen nicht oder nur etwas eingelernt und wird statt dessen gleich im dichten Verkehr „drauflos“ gefahren, dann kommt es zu Störungen, Ablenkungen bis zu regelrechten Zusammenbrüchen. Denn die Aufmerksamkeit schwankt hin und her zwischen dem Verkehrsgeschehen und der Angst, falsch zu schalten, zu bremsen, zu kuppeln… Statt auf den Verkehr in der Stop-Kreuzung achtet die Betroffene dann mehr auf den Schalthebel („bin ich wirklich im ersten Gang??“) Und bleibt schließlich an letzterem hängen! Dies müsste für den Ausbildenden ein Alarmzeichen sein, in der Ausbildungsstufe wieder zurückzugehen – auf die Auffrischung dieser einfachen, aber so wichtigen Routinen bei der Autobedienung.

10. 11. Zur Bewältigung einer Situation können verschiedenen Abläufe gewählt werden.
Reflexe laufen nach dem Schema Reiz-Reaktion ab (z.B. beim bekannten Knieklopfen mit dem Hämmerchen schnellt das Bein hervor). Bedingte Reflexe, automatisierte Abläufe, sind zwar auch im weitesten Sinne an einen Reiz gekoppelt (z.B. das Schalten an die Motorlautstärke oder die Anzeige des Drehzahlmessers). Die Reizkoppelung ist zu Anfang eng,  die Betroffenen sind tatsächlich zum Schalten auf den Drehzahlmesser angewiesen.

Jedoch wird die Bindung an einen bestimmten Reiz im Laufe der Ausbildung lockerer, so dass auf einen Reiz hin mehrere Standardabläufe zur Wahl stehen können.
Beispiel: 2.-Reihe-LKW. 1. Ablauf : Verzögern, 2. Ablauf: Ausweichen.
Im Idealfall können Fahrschüler/innen je nachdem also den für die Situation geeignetsten Ablauf aus einem Vorrat von einigen zur Wahl stehenden Abläufen wählen. Kommt im Beispiel 2.-Reihe-Lkw der nachfolgende Verkehr schon sehr nah, dann empfiehlt es sich, besser das Verzögern und nicht das Ausweichen zu wählen.

Kann die Ausbildung mit Automatik-Getriebe das Einüben automatisierter Abläufe ersparen?

Die Lösung scheint zunächst klar: Ein Pkw mit Automatik-Getriebe erspart viele der hier beschriebenen Automatismen: Z.B. das Schalten, das Schleifen der Kupplung beim Pedale beim Automatik-Wagen (nur Brems- u. Gaspedal)Anfahren, das Bremsen mit Treten der Kupplung, das schwierige Einüben verschiedener Formen des Langsamfahrens, das relativ komplizierte Anfahren am Berg mit dem Schaltwagen. Das Automatik-Getriebe verbunden mit der automatischen Kupplung nimmt einem einen Teil diese Vorgänge ab und hält den Kopf frei für die wichtigen Verkehrsvorgänge.

Für jemanden, der mit dem Schaltwagen gelernt hat und nun mit dem Automatik-Pkw im Verkehr unterwegs ist, stimmt diese Aussage tatsächlich.

Anders sieht es aber bei Fahrschülern/innen aus. Zum Beherrschen von Verkehrssituationen ist das Üben mit dem Schaltwagen pädagogisch günstiger als mit dem Automatikwagen. Denn beim Schaltwagen müssen sich alle Anfänger durchquälen durch Übungen mit der Kupplung – Anfahren, Langsamfahren -, so dass schon von Beginn an die Bedeutung der Geschwindigkeitskontrolle immer wieder klar wird. Weiter geht es mit Schaltübungen und Verzögerungsübungen, die meistens auch kombiniert mit Herunterschalten erfolgen – also auch wieder die bewusste Geschwindigkeitskontrolle. Diese Übungen können nun im Laufe der Ausbildung einigermaßen nahtlos mit Verkehrssituationen verknüpft werden, z.B.: „Vor Rechts-vor-links-Kreuzungen solltest Du immer schauen und verzögern, d.h. bremsen und herunterschalten!“

Beim Automatikwagen dagegen kann schon leichtes Gas Geben zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h oder mehr führen. Hier muss der Fahrlehrer immer wieder gegenhalten und sozusagen künstlich üben lassen, was beim Schaltwagen völlig natürlich ist. D.h. es muss nun, gerade, weil die Sache so einfach ist, mit großem Nachdruck das langsame Fahren oder das Bremsen vor Kurven oder vor Abbiegen oder das langsame Fahren rückwärts geübt werden.

 


Tabelle über automatisierte Verhaltensabläufe: 

Vorgang

1. Einfache Abläufe

Sitz einstellen Den Hebel zur Sitzverstellung hochziehen, Sitz vor und zurückfahren. Die Kupplung ganz drücken, ausprobieren, ob das Knie dabei noch leicht gebeugt ist. Sitzhöheneinstellung betätigen, so dass Sie noch gut über das Lenkrad schauen können. Sitzlehne mit dem Schraubrad vor- und zurückstellen, möglichst in aufrechte Position. Lenkrad verstellen, so dass die Arme im Gelenk noch leicht gebeugt sind
Kopfstütze einstellen Kopfstütze mit beiden Händen hinter dem Kopf packen, Verstellhebel drücken. die Kopfstütze rauf oder runterziehen, bis sie mit der Kopfhöhe abschließt
Spiegel einstellen Innenspiegel von außen anfassen, so verdrehen, dass das Heckfenster, vor allem die Oberkante, gut im Blickfeld ist. Außenspiegel mit Knopf oder Joystick an der Türinnenseite rauf und runter, vor und zurück drehen, so dass der Griff der hinteren Tür noch zu sehen ist
Gurt anlegen Gurt mit der rechten Hand an der Schließe fassen, über den Brustkorb zum Gurtschloss führen. Dort mit kräftigem Druck einrasten. Die linke Hand hilft mit, indem sie den Gurt im Brustbereich nachführt
Lenkradsperre entriegeln Zündschlüssel einstecken. Mit der linken Hand das Lenkrad hin und herbewegen. Gleichzeitig vorsichtig den Zündschlüssel in Fahrtrichtung, d.h. nach vorne, drehen
Motor anlassen Leerlauf. Kupplung treten (!). Zündschlüssel nach vorne drehen, sofort loslassen, wenn der Motor läuft (Gehör, Drehzahlmesser-Beobachtung). Kupplung wieder loslassen
Gas geben Leerlauf, Handbremse, Motor ist an. Gasfuß stützt sich auf der Hacke und an der Mittelkonsole ab, drückt auf das Gaspedal. Drehzahlmesser beobachten, Gas stabilisieren, z.B. bei 1.500 U/ min (Anfahrdrehzahl)
Kupplung schleifen lassen Leerlauf, Handbremse, Motor ist an. Kupplung drücken, 1. Gang einlegen. Linken Fuß kommen lassen, spüren, bis der Schleifpunkt kommt. Fuß im Schleifpunkt festhalten. Auskuppeln, wiederholen
anfahren 1. Gang einlegen, Vorgas geben, etwa 1.500, Kupplung in den Schleifpunkt bringen, bei Anfahrt Schleifpunkt etwa 6 bis 8 m oder 3 Sek. halten. Dann die Kupplung vorsichtig loslassen. Linken Fuß auf den Radkasten setzen
Schalthebelführung Kupplung drücken und nach Anweisung des Fahrlehrers Gänge einlegen – z.B.: 2 – 4 – 5 – 1 – 2 – 3 – 4 – 3 – 2 – 5 – 4 usw. 1. und 2.Gang: Daumen oben. 3. und 4. Gang: Daumen links unten. 5. Gang Daumen noch weiter unten, Hand zeigt nach rechts
schalten (Vorübung im Stand) zuerst im Stand üben: Im 1.Gang „fahren“ und Gas geben. Bei 2.000 U/ min (Fahrlehrer macht das Motorgeräusch) gleichzeitig rechten Fuß vom Gas nehmen und Kupplung drücken. 1. – 2. Gang. Kupplung vorsichtig loslassen, linken Fuß auf Radkasten setzen. rechter Fuß gibt wieder Gas
langsamer fahren Innenspiegel, Gas wegnehmen, bremsen, Kupplung drücken
gleichmäßig langsam fahren (rollen lassen) 1. Gang einlegen, anfahren. Anschließend das Gaspedal loslassen. Der Motor zieht den Wagen mit Leerlaufgas gleichmäßig weiter, etwa im schnellen Fußgänger-Tempo. Der Motor geht nicht aus!  Dasselbe funktioniert auch im 2. Gang, nur etwas schneller
rollen lassen und bremsbereit fahren wie oben im 2. Gang fahren und rollen lassen, ohne das Gaspedal zu berühren. Den rechten Fuß mit der Hacke vor dem Bremspedal aufstützen. Der rechte Fuß bremst nicht, sondern schwebt nur über dem Bremspedal – bereit, zu bremsen. Bei dieser Fahrtechnik können wir sogar etwas bremsen, ohne dass der Motor ausgeht. Das muss man einfach ausprobieren! Mit dieser Technik können wir z.B. beim Abbiegen im 2. Gang fahren, etwas bremsen und dadurch völlig die Kontrolle über die Geschwindigkeit behalten
langsam fahren (schubweise = „schubsen“)  1. Gang einlegen, Gas geben, Kupplung schleifen lassen. Fährt der Wagen, Kupplung drücken und Fußspitze weg vom Gas. Wird der Wagen beim Ausrollen sehr langsam, wieder Gas geben…
sehr langsam fahren („kriechen“) 1. Gang einlegen, gleichmäßig, aber wenig Gas geben und Kupplung sehr wenig schleifen lassen. Mit der Kupplung etwas variieren, so dass der Wagen nur kriecht: Kupplung kommen lassen = etwas schneller fahren. Kupplung drücken = etwas langsamer fahren. Diese Übung ist zum Verständnis der Kupplung sehr wichtig! Mit der Kupplung kann man also „Gas geben“ und „bremsen“
anfahren am Berg anhalten mit Fußbremse, dann die Handbremse ziehen (am Knöpfchen drücken). 1. Gang einlegen. Gas geben, Kupplung schleifen lassen. Wenn der Schleifpunkt kommt, reduziert sich die Motordrehzahl, gleichzeitig geht die Motorhaube etwas hoch. Jetzt Handbremse lösen. Anfahren mit Schleifkupplung, die Kupplung etwa 3 Sekunden beim Anfahren im Schleifpunkt halten
Kupplungswaage anfahren am Berg mit Hilfe der Handbremse. Jetzt so, wie in der Übung „kriechen“ beschrieben, Gas halten und etwas mit der Kupplung im Schleifpunkt variieren: Kommen lassen = Gas geben, drücken = Bremsen, bis zum Zurückrollen wegen der Schwerkraft. Die Kupplungswaage ist erreicht, wenn es eine Balance gibt zwischen Schwerkraft (nach hinten) und Motorkraft (nach vorne), d.h. wenn der Wagen am Berg anhält: Nicht etwa mit Bremse, sondern mit Gas und Kupplung!
lenken in der Kurve am besten in der Fahrschule vorüben. Dann in der Kurve im 2. Gang rollen lassen. Lenkrad ziehen – schieben oder übergreifen. Nach dem Lenken wieder gegen- = gerade lenken. Wir fangen in der Fahrschule mit der Methode Ziehen-Schieben an. Diese begünstigt das genaue Befahren einer Kurve, ist aber zugegebenermaßen etwas langsam. Wenn das Ziehen-Schieben gekonnt wird, üben wir anschließend das Übergreifen. Übergreifen ist schneller, manchmal auch ein bisschen zu schnell. Entscheidend ist aber letztlich der Umgang mit der Geschwindigkeit, d.h. der gekonnte Umgang mit Gas, Kupplung und Bremse
rückwärts fahren Gurt abnehmen. Auf dem Sitz umsetzen und nach hinten schauen. Lenkrad beim Geradefahren am besten nur noch mit einer Hand halten, um besser nach hinten schauen zu können. Lenkrad gerade halten. Langsam fahren (Gas geben – Kupplung schleift – Kupplung drücken – kein Gas – Gas geben…)
auf ein Ziel hin bremsen im 3. Gang fahren. Das Ziel wird genannt (z.B. „roter Pkw“). Innenspiegel schauen, bremsen, Kupplung treten, den 3. Gang so lassen. Den weiteren Bremsweg mit der Bremse regulieren. Zuerst mehr, dann weniger bremsen (= „degressives Bremsen“)
heraufschalten in einen höheren Gang feststellen am Drehzahlmesser oder durch Gehör, dass der Motor 2000 dreht. Innenspiegel schauen. Dann gleichzeitig Kupplung treten und Gasfuß (nur den Zehenballen) wegnehmen vom Gas. Höherschalten (z.B. vom 2. in den 3. Gang). Kupplung zweistufig loslassen (leicht schleifen lassen, dann ganz loslassen). Wieder Gas geben
Tempo verringern und herunterschalten feststellen (Verkehr oder Fahrbahnverhältnisse), dass verzögert werden muss. Innenspiegel schauen. Je nach Drehzahl entweder bremsen oder wenigstens auf das Bremspedal tippen, um die Bremsleuchte aufleuchten zu lassen. Kupplung drücken. Herunterschalten (z.B. vom 3. in den 2. Gang). Kupplung zweistufig kommen lassen (schleifen lassen, loslassen). Weiter bremsen oder wieder Gas geben, je nach Lage
Blickreihenfolge (links) Innenspiegel, Außenspiegel, Seitenblick (dabei Kopf leicht nach links drehen)
Blickreihenfolge (rechts) Innenspiegel, Außenspiegel, Schulterblick (dabei Kopf einschließlich der Schulter stark nach rechts drehen)
Fahrzeug sichern gegen Wegrollen und Diebstahl Handbremse anziehen (vorher den Bedienknopf der Handbremse drücken). Leerlauf schalten. Motor ausschalten. Zündschlüssel abziehen, Lenkrad verdrehen, bis die Lenkradsperre hörbar einrastet. Am Berg oder im Gefälle zusätzlich 1. Gang oder Rückwärtsgang einlegen

Klappen einfache Automatismen im Stand schon ganz gut, so kann es im Verkehr wieder Durcheinander geben. Dann muss eben wieder in Ruhe gesprochen und geübt werden.

Der nächste Schritt – wieder im Auto in Ruhe zu üben – sind komplizierte Abläufe, die sich aus mehreren einfachen zusammensetzen:

Vorgang

2. Komplizierte Abläufe

anfahren Motor anlassen, Kupplung treten und 1. Gang einlegen, Innen- u. Außenspiegel, Blinken, Gas geben, Kupplung in Schleifpunkt bringen, Spiegel u. Seitenblick nach links, wenn frei, losfahren
anfahren am Berg ohne Handbremse (= „springen“) für diese Übung muss die „Kupplungswaage“ (s.o.) gut beherrscht werden. Am Berg stehen im 1. Gang, Kupplung gedrückt, Motor läuft, rechter Fuß auf der Bremse, damit der Wagen nicht zurückrollt. Hinten darf kein Auto stehen und kein Fußgänger gehen. Mit dem rechten Fuß schnell aufs Gaspedal wechseln, weich und wenig Gas geben. Mit der Kupplung weich in den Schleifpunkt „springen“ (d.h. es muss schnell gehen, sonst rollt der Wagen zurück). Diese Übung fördert auch das schnelle Anfahren bei Ampel Grün
verzögern Innnenspiegel, bremsen, auskuppeln, herunterschalten in den geeigneten Gang, Kupplung weich kommen lassen; oder Bremsen u. auskuppeln, bis zum Stillstand
abbiegen Innen-, Außenspiegel schauen, blinken, bremsen, herunterschalten, z.B. in den 2. Gang, Kupplung weich kommen lassen, bremsbereit fahren, Schulterblick; wenn frei, lenken, am Ende der Kurve Gas geben, gerade lenken
Fahrstreifenwechsel Innen-, Außenspiegel, blinken (tippen), gerade lenken (einhändig, da tippen), weiterschauen und beurteilen, Seitenblick bzw. Schulterblick, einhändig u. wenig lenken nach links bzw. nach rechts
rückwärts fahren Gurt abnehmen, umsetzen und nach hinten schauen. Von Zeit zu Zeit aber auch die Spiegel benutzen. Langsam fahren (s.o., = schubsen), gerade lenken oder nach rechts o. nach links lenken, wieder gerade lenken

Schließlich werden aus einfachen und komplizierten Abläufen sehr komplizierte Abläufe zu einem Set von Abläufen zusammengesetzt. Hier läuft die Verstandesarbeit – was ohne weiteres einzusehen ist – noch lange nebenher. Neben der praktischen Ausbildung finden wir es auch wichtig, die Vorgänge unseren Fahrschülern/innen verbildlicht anzubieten. Dies geschieht mit unserer Theoriesoftware click&teach, die alle Fahrschüler/innen vor oder nach praktischen Stunden gerne benutzen:

Vorgang

3. Sehr komplizierte, zusammengesetzte Abläufe 

rückwärts parken (seitlich, längs) beim Heranfahren an die Lücke: Innenspiegel, rechts blinken, vorsichtig bremsen. Halten parallel zum vorderen Pkw, etwa e1/2 m seitlich entfernt. Nach hinten schauen (umdrehen). Zurückfahren, bis die hintere Leuchte des rechts stehenden Pkw in Mitte hinterem Fenster unseres Pkw zu sehen (Golf: Höhe schwarzer Fenstersteg). Blick in den linken Außenspiegel, ob frei. dann weiterfahren und nach rechts drehen. Immer wieder nach hinten schauen. Umlenkpunkt: Wenn in unserem Innenspiegel, der hintere Pkw verschwunden ist, und wenn im Außenspiegel der hintere Pkw links außen zu sehen ist. Langsam weiterfahren, Lenkrad stark nach links drehen. Fahren, bis Auto parallel zum Bordstein, Lenkrad gerade drehen. Vorziehen zum vorderen Auto, bis Stoßstange gerade noch zu sehen. Handbremse ziehen, Gang heraus nehmen, Motor aus.
rückwärts parken (quer, im Parkhafen) beim Heranfahren an die Lücke: Innenspiegel, rechts blinken, vorsichtig bremsen. Halten neben der 3. Lücke, vom freien Querparkplatz aus gezählt. Nach hinten schauen (umdrehen). Zurückfahren, bis mit dem Heck der Beginn der zweiten Lücke erreicht ist. Blick in den linken Außenspiegel und schauen, ob hinten frei ist. Dann vorsichtig losfahren und Lenkrad nach rechts drehen. Immer wieder nach hinten schauen. Zuerst im rechten Außenspiegel kontrollieren, ob wir  am Auto in der 2. Lücke vorbeikommen. Dann im linken Außenspiegel kontrollieren, ob wir am Auto in der Lücke links neben unserer freien Lücke vorbeipassen. Hier ist es meistens nötig, zu korrigieren. Korrigieren: Vorfahren (quer zur Fahrbahn), dann gerade zurückfahren.
In der Lücke Lenkrad gerade drehen. Nach hinten schauen, Abstand zu den beiden Wagen kontrollieren, evt. mit Feinkontrollen am Lenkrad ausgleichen. Handbremse ziehen, Gang herausnehmen, Motor aus.
vorwärts parken ( in große Lücke) beim Heranfahren an die Lücke: Innenspiegel, rechts blinken, vorsichtig bremsen, Kupplung treten, noch mehr bremsen. Außenspiegel, Schulterblick, und bei langsamem Tempo rechts in die Lücke hineinziehen. Sehr langsam fahren und noch mehr nach rechts ziehen. Der Bordstein bewegt sich nun scheinbar, durch den Überhang der Motorhaube, vorne in die Motorhaube hinein. Sehr, sehr langsam fahren. Wenn der Borstein beinahe die Hälfte der Motorhaube erreicht hat, nach links lenken, dann wieder nach rechts. D.h. mit wenig Gas und Schleifkupplung das rechte Vorderrad am Bordstein entlang tasten lassen – immer in Bordsteinnähe, aber nie berühren. Dadurch gerät auch die an sich unbewegliche Hinterachse immer mehr in Bordsteinnähe. Im rechten Außenspiegel Annäherung überprüfen. Sollte der Platz doch nicht reichen: Rückwärtsfahren, dabei die unlenkbare Hinterachse nach rechts bugsieren, anschließend durch Linksdrehen des Lenkrades die Vorderachse.

Zu Hause üben

Ältere Fahrschüler/innen tun sich mit den automatischen Abläufen oft sehr schwer; sie vergessen schlicht und einfach bis zur nächsten Stunde wieder einiges. Diese Vorgänge müssen daher besonders nachdrücklich geübt werden. Jedoch können ältere Fahrschüler/innen (aber nicht nur sie!) auch mit Gewinn zu Hause üben: Viele dieser Vorgänge werden ja erst mal im Stand, ohne dass der Motor läuft, geübt. So können sie z.B. im Auto eines Bekannten, Freundes usw. zuhause ebenfalls ausgeführt und damit besser behalten werden.

Wer kein Auto zur Verfügung hat, kann zum Üben einfacher Abläufe z.B. Küchengeräte benutzen: 
– ein Kochlöffel dient zum Einüben der Schaltung
– mehrere Bürolocher, am Boden aufgestellt und dort befestigt, dienen zum Einüben der Pedalbedienung mit den Füßen
– Spiegel können rundum aufgestellt werden, um die Blickreihenfolge zu trainieren
– mit einem Deckel oder einer Wurfscheibe aus Kunststoff lässt es sich sehr gut „lenken“
– komplizierte Abläufe (z.B. das Abbiegen) kann man sich sehr gut mental vorstellen und dabei Hände und Füße spielerisch mitbewegen

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