Zum Beitragsbild: Vorbeifahren an Lkw in zweiter Reihe
Das Angsthasentreffen haben Sie besucht, sich mit anderen von Fahrangst Betroffenen ausgetauscht. Das tat gut. Nun stehen die ersten Betreuungsstunden im Fahrschulwagen an. Sie fürchten sich vor der Hektik und dem Gedrängel im Großstadtverkehr. Seien Sie unbesorgt – Sie werden es mit Erleichterung hören: Wir begeben uns zu Anfang gerade nicht in den dichten Großstadtverkehr. Es darf keinesfalls zu Überforderung und Kontrollverlust kommen. Nein, wir lassen es ruhig angehen und üben in einem überschaubaren Gewerbegebiet. Und dort zuerst in einer breiten, übersichtlichen Sackgasse.
Es wird ruhig, aber ganz so ruhig doch wieder nicht. Als Angsthasenfahrlehrer achte ich auf die richtige Mischung zwischen Ruhe und etwas Herausforderung. Auch im Gewerbegebiet gibt es Schwierigkeiten. Beispiel: Mehrere Lkw in zweiter Reihe. Doch diese Aufgaben lassen sich besonnen und schön nacheinander lösen. Das gilt auch für Ihre Probleme mit Angst und Nervosität. Wir wollen Sie zu Anfang nicht überfordern. Aber ein paar kleinere Herausforderungen sollten schon sein. Schauen Sie sich das Bild in Ruhe an: Sie werden zuerst etwas Angst bekommen: „Überholen, so lange auf der linken Spur? Muss ich schnell fahren, oder darf es auch langsam sein?. Was ist vorne mit dem Fahrer, die Tür steht offen? Was soll ich tun, wenn plötzlich Gegenverkehr auftaucht? Ich habe Angst, das lasse ich lieber bleiben!“
Sie dürfen zuerst stehen bleiben, dann können wir all Ihre Fragen besprechen. Bevor wir starten – wenn alles frei ist – üben wir in Ruhe die wichtigsten Möglichkeiten zur Entspannung: Lautes Sprechen über Ihren Zustand und den Verkehr, fleißiges Schauen, eventuell auch die Progressive Muskelentspannung. Ihre größte Sorge: Falls doch ein anderes Fahrzeug im Gegenverkehr auftaucht, das wir vorher nicht sehen konnten, dann bleiben wir erst einmal stehen. Wir versuchen uns mit dem anderen Fahrer zu einigen.
„Als Autofahrerin fürchte ich mich vor der Hektik und dem Gedrängel im Großstadtverkehr. Was ist, wenn ich eine wichtige Information übersehe? Und deswegen etwas passiert?“
Angstbewältigung für Menschen mit Fahrangst im Großstadtverkehr. Die ersten Betreuungsstunden
Wie ist mir zumute?
Neu für Sie ist, dass wir von Anfang an den Umgang mit Angst und Nervosität üben. Zu Beginn steht immer die Selbstbeobachtung: Wie ist mir zumute, bin ich ruhig, vernünftig, oder sehr nervös, unkonzentriert, durcheinander? Dies werden Sie mir als Ihrem Angsthasenfahrlehrer auf Nachfrage oder von allein mitteilen. Damit ist schon ein wichtiger Schritt getan. Ein weiterer Schritt wäre: Wenn es Ihnen nicht gut geht, vielmehr schlecht, dann greifen wir zu einer Rettungsmaßnahme, ziehen uns raus aus der ängstigenden Situation. Darüber später mehr.
Sie wollen keinen Verlust der Kontrolle beim Autofahren. Sie sollten beim Autofahren immer die Übersicht behalten, vernünftig, locker und ruhig bleiben. Alle Maßnahmen, die Sie hier kennen lernen, dienen vor allem diesem einen Zweck:
Behalten Sie die Kontrolle am Steuer!
Kontrolle heißt beispielsweise:
– Beobachten Sie sich selbst.
– Geht es Ihnen schlecht, fahren Sie nicht so weiter.
– Ziehen Sie sich raus aus dem Verkehr, machen Sie eine Pause.
– Mildern Sie Ihre Nervosität durch ruhiges Atmen oder Sprechen
Der Artikel ist inhaltlich in folgende Teile gegliedert:
- Ausgangssituation: Sie leiden an Fahrangst. Was ist Ihre Ausgangssituation?
- Erste Schritte zur eigenen Kontrolle:
– Rettungsmaßnahmen besprechen und üben
– An den Routinen arbeiten – Erholungspause für den Verstand
– Sich selbst beobachten, Nervosität mildern - Bewältigung der Fahrangst am praktischen Beispiel:
Übungen im Neuköllner Gewerbegebiet, Vorbeifahren an Lkw in zweiter Reihe. Eingebunden sind Rettungsmaßnahmen, Training von Routinen, Milderung der Nervosität.
Für wen kommt der Artikel in Betracht?
Für Menschen mit Angst vor dem Autofahren, vor allem mit Angst vor dem dichten, schnellen Großstadtverkehr. Wegen ihrer Angst haben sie oft jahrelang das Autofahren vermieden. Aber auch Prüflinge mit Prüfungsangst können vom Artikel profitieren.
Die im Beitrag behandelte Betreuungsstufe ist die Stufe 2 (Betreuungsfahrten mit Angsthasenfahrlehrer im Fahrschulwagen in belastenden Situationen einschließlich der Angstbewältigung).
Nur am Rande geeignet ist der Beitrag für Menschen mit Angst vor Panik auf der Autobahn. Diese fahren normalerweise locker und sicher im Stadtverkehr. Einleitender Artikel zum Umgang mit Angst vor Panik auf der Autobahn.
1. Sie leiden an Fahrangst?
Was ist Ihre Ausgangssituation?
Millionen Menschen mit Fahrangst
Fahrangst ist die übermäßige Angst vor dem Autofahren und seinen Gefahren. In Deutschland gibt es wahrscheinlich Millionen Menschen mit Fahrangst. Sie haben den Führerschein, können ihn leider nicht nutzen, da sie am Steuer eines Autos zuviel Angst empfinden. Menschen mit Fahrangst haben nicht nur Angst vor dem Auto, sondern vor allen möglichen Situationen im Straßenverkehr große Angst: Parken, enge Wohnstraßen, Überqueren von Kreuzungen, Abbiegen, große Straßen mit dichtem, schnellen Verkehr, Drängler, Autobahn, Angst vor ihrem eigenen Unvermögen im Wirrwarr des Verkehrs. Es sind Situationen, an die ein normaler, geübter, lockerer Autofahrer kaum einen Gedanken verschwenden würde. Diese Menschen mit Fahrangst vergrößern unwillentlich ihre Angst, da sie aus Sorge, unangenehm aufzufallen, lieber versuchen, beim allgemeinen Tempo und der Hektik mitzuhalten. Dadurch geraten sie aber in Überforderung und Gefahren. Das ist ein Teufelskreis, der dann womöglich in einer kleiner Katastrophe endet: Einem Beinah-Unfall beim Wechsel des Fahrstreifens oder einem Blechunfall beim Parken. Eine kleine Katastrophe wäre auch schon ein Hupen oder der böse Blick eines anderen Autofahrers.
Menschen mit Fahrangst leiden an einer Mischung mehrerer Ängste:
- Angst vor dem Auto, das mit ihnen macht, was es will, Angst vor Raumeinschätzung und komplizierten Rangiermanövern
- Angst vor dem Chaos und Durcheinander in komplizierten Situationen, wenn viele Autos zugange sind, an großen Kreuzungen, großen Straßen mit dichtem, schnellem Verkehr, auf der Autobahn im Umkreis von Ballungsgebieten
- Angst vor aggressiven Dränglern oder vor Fußgängern und Radfahrern, die sich, so die Furcht, nur irrational verhalten.
- Angst vor Drucksituationen, Angst davor, zu schnell zu fahren, den Überblick zu verlieren, nervös zu werden, Informationen zu übersehen, die Kontrolle zu verlieren, Fehler zu machen, womöglich einen Unfall zu verschulden, bei dem andere Menschen zu Schaden kommen.
- Angst vor der eigenen Unfähigkeit, Angst vor Angst und aufkommender Nervosität
Kontrollverlust und wilde Angstgedanken
Viele sind schon immer ein bisschen ängstlich, fühlen sich aber bis zur Führerscheinprüfung vom Fahrlehrer beschützt. Hinterher fahren sie ängstlich und allein weiter, bemühen sich krampfhaft, alles richtig zu machen, Fehler zu vermeiden. Das kann sogar eine Zeit lang klappen. Aber irgendwann kommt es zu einer größeren Belastung mit hoch schießender Nervosität. Die Kontrolle geht verloren, ein Fehler passiert, vielleicht sogar ein kleiner Unfall. Beispielsweise ein Blechunfall beim Einparken. Durch die Angst kommt es hinterher zu wild kreisenden Angstgedanken: „Das nächste Mal fahre ich vielleicht einen Fußgänger um, der fällt auf den Kopf, muss ins Krankenhaus, liegt dort im Koma.“ An Ort und Stelle beschließen sie dann, nicht mehr zu fahren, vermeiden das Fahren jahrelang.
„Weg mit den Zwängen der Angst!“
Da die Angst „nur“ auf die Angst am Steuer eines Autos beschränkt ist, meistern die Betroffenen ihr sonstiges Leben und ihre Probleme gut. Die Angstgedanken durchwabern zwar auch den Alltag. Dennoch lässt es sich ohne Auto und mit dem Verheimlichen der Fahrangst vor anderen ganz gut leben. Doch irgendwann kommt der Punkt, ab dem die Betroffenen sagen „jetzt lasse ich mich nicht mehr von den Zwängen der Angst beherrschen.“ Sie suchen nach einem Fahrlehrer, der kompetent ist und ihnen helfen kann: Das kann nur ein Angsthasenfahrlehrer sein. Und wenn sie einen solchen gefunden haben, sind sie aktiv und zäh bei der Sache. Trotz der vielen Hindernisse, die auf sie warten.
Ihr Angsthasenfahrlehrer wird Sie auf die einzelnen Programmschritte zur Bewältigung der Fahrangst genauer vorbereiten. Diese lauten zusammengefasst:
1) Vorbereitung: Kennen lernen, Angsthasentreffen
2) Betreuungsfahrten mit dem Angsthasenfahrlehrer und Fahrschulwagen
3) Selbständiges Fahren, im eigenen Auto, anfangs mit Fahrlehrerbegleitung. Später, nach Vorbereitung, sollten Sie auch Fahrten ganz allein im Auto durchführen.
Das Ziel des Programms ist es, dass Sie entspannt, sicher und allein in Ihrem Auto oder einem anderen Pkw fahren. Es kommt nicht so sehr darauf an, mit welchem Auto Sie zum Schluss fahren. Ziel ist, selbstverantwortlich und allein zu fahren.
Sie fahren ruhig, sicher und allein im Auto, ohne eine andere Hilfsperson. Sie sind entspannt, freuen sich, dass es gut läuft.
2. Betreuungsfahrten und die ersten Schritte: Rettungsmaßnahmen besprechen und üben
An den Routinen arbeiten – Erholungspause für den Verstand
Sich selbst beobachten. Nervosität mildern
Nun haben Sie die erste Stufe der Vorbereitung geschafft, stehen vor der zweiten Stufe, den ersten Betreuungsfahrten mit dem Fahrschulwagen, begleitet vom Angsthasenfahrlehrer.
Die Betreuungsfahrten – Schutz und Sicherheit
Sie brauchen bei den Betreuungsfahrten Schutz und Sicherheit durch mich als kompetenten Angsthasenfahrlehrer mit Fahrschulwagen. Nach der Begrüßung in der Fahrschule fahren Sie normalerweise nicht selbst los, durch den unruhigen, dichten Neuköllner Verkehr. Das wäre sicher eine schwere Überforderung. Nein, ich fahre mit Ihnen los. Unser Ziel ist das ruhige Gewerbegebiet Neukölln. Während der Fahrt entspannen Sie sich, wenn geht, plaudern mit mir, beobachten ein bisschen. Im Gewerbegebiet erst setzen Sie sich nach den langen Jahren der Fahrvermeidung wieder hinters Steuer, üben den Umgang mit dem Auto und mit Ihrer Nervosität.
Wer sehr nervös ist, sollte an Rettungsmaßnahmen denken
Die Nervosität ist verständlicherweise hoch. In Zahlen benannt, von 1 = sehr ruhig, bis 10 = sehr nervös, benennen die meisten ihren Zustand mit 7 oder 8. Daher ist es sinnvoll, gleich zu Anfang über Rettungsmaßnahmen zu sprechen und diese zu empfehlen, falls es zu Überforderung, großer Aufregung oder gar Panik kommt.
Rettungsmassnahmen besprechen und üben
Rettungsmaßnahmen sind „Erste Hilfe“ für den Notfall – bei Überforderung, großer Aufregung bis zur Panik. Mit den Rettungsmaßnahmen begeben Sie sich raus aus der beängstigenden Situation. Sie kommen wieder zur Ruhe, gewinnen die Kontrolle zurück. Das Wissen um Rettungsmaßnahmen ist wichtig, es beruhigt Sie in der neuen, ängstigenden Situation. Schon das Wissen ist manchmal Grund genug, sich zu beruhigen und die Situation – trotz der Ängste – durchzustehen.
Rettungsmaßnahmen sind auch bei Ihren späteren Fahrten allein, ohne Hilfsperson, wichtig. Sie wissen und haben sich darauf eingestellt, dass Sie beispielsweise Pause machen können. Oder dass Sie im schlimmsten Fall raus aus der Angst machenden Situation fahren.
Rettungsmaßnahmen – sogar im ruhigen Gewerbegebiet
Wir fahren zwar bewusst zu Anfang in das ruhige Gewerbegebiet. Dort sind die Situationen überschaubar, die Fahrbahn ist breit. Dennoch kann es für Ungeübte zu einer Überforderung kommen, wenn große Lkw in zweiter Reihe stehen, oder an einer Einmündung mit Stoppzeichen die bevorrechtigte Straße schlecht einzusehen ist. Es geht aber auch um innere Situationen plötzlicher Aufregung. Die kann schon ein harmloser Radfahrer auslösen. Dann steigt plötzlich die Nervosität, es kommt zu Hektik und Durcheinander, ja sogar Panik droht. Denken Sie dann wieder an die Rettungsmaßnahmen. Sie lernen von Beginn an, sich zu beobachten, Ihren Zustand anzusprechen und mir als Ihrem Angsthasenfahrlehrer mitzuteilen. Wir überlegen dann kurz, was zu tun ist. Weiter unten finden Sie sechs Vorschläge zu Rettungsmaßnahmen, damit Sie nicht die Kontrolle verlieren. Schlecht wäre es dagegen, wenn Sie in der Aufregung die Kontrolle verlieren. Das wollen wir natürlich nicht. Ich werde Sie als Ihr Angsthasenfahrlehrer immer wieder auf Rettungsmaßnahmen hinweisen und sie mit Ihnen üben.
Hier stelle ich Ihnen sechs wichtige Rettungsmaßnahmen vor:
1. Tempo reduzieren
Oft ist es zu hohes Tempo, das die Angst vor Überforderung verstärkt. Höheres Tempo belastet die meisten Angsthäsinnen. Denn bei höhererem Tempo kommt es oft zu einem Informationsnebel. Nichts kann mehr in Ruhe beurteilt werden, die Informationen gleiten konturlos vorbei, Entscheidungen werden nicht mehr rational getroffen. Da hilft es, beherzt langsamer zu fahren. Wir pflegen ja den Angsthasenfahrstil. Dann gelingt auch die Auswahl der richtigen Informationen und die vernünftige Entscheidung. Um Ihnen dabei zu helfen, thront auf dem Dach des Fahrschulwagens das Schild FAHRSCHULE. Und später, wenn Sie allein unterwegs sind, benützen Sie das Schild FAHRANFÄNGER. Es wurde und wird von vielen ehemaligen Angsthäsinnen verwendet. Die Erfahrungen damit sind positiv. Sie können damit langsamer und vorsichtiger als andere fahren, eben mit Hinweis auf das Schild.
Tempo reduzieren und rechts fahren: Übrigens: Für Fahranfänger und Angsthäsinnen empfiehlt es sich dringend, rechts zu fahren. Das noch mehr, wenn wir das Tempo reduzieren.
Tempo reduzieren auf der Autobahn: Auf der Autobahn fahren wir jetzt noch nicht. Doch der Vollständigkeit halber erwähne ich hier auch Rettungsmaßnahmen für die Fahrt auf der Autobahn. Dort können Sie zwar auch das Tempo reduzieren. Dann gilt hier unbedingt, rechts zu fahren. Weniger als 80 km/h empfehle ich, nicht zu fahren – zu gefährlich. Außer natürlich, wenn geringeres Tempo vorgeschrieben ist. Fühlen Sie sich auch bei bei Tempo 80 überfordert, durcheinander und geht es Ihnen sehr schlecht, dann sollten Sie nach einer Ausfahrt oder einem Parkplatz Ausschau halten. Oder ich als Ihr Angsthasenfahrlehrer übernehme den Fahrschulwagen. Fahren Sie allein und sind weder Parkplatz noch Ausfahrt in Sicht, dann dürfen Sie wegen Ihres Unwohlseins auch einen geeigneten Seitenstreifen benutzen. Die Benutzung eines Seitenstreifens ist in der StVO genau geregelt. Ich habe darüber im Beitrag zur Autobahnpanik geschrieben.
2. Verzichten
Verzichten Sie auf Vorfahrt, Vorrang oder andere Vorrechte. Winken Sie andere Verkehrsteilnehmer einfach durch. In dieser Zeit gewinnen Sie wieder Zeit, können sich sammeln, können überlegen, zur Ruhe kommen. Beispielsweise Sie kommen an eine Kreuzung mit Vorfahrt von rechts. Rechts wäre frei für Sie, von links nähert sich ein anderer Autofahrer, schaut Sie erwartungsvoll an. Sie zögern, Ihnen ist nicht klar, ob Sie „einfach so“ vor dem anderen Fahrer losfahren können, fühlen sich ein bisschen unter Druck gesetzt. Bleiben Sie stehen, atmen Sie ruhig durch, dann winken Sie dem anderen Fahrer von links deutlich mit der linken Hand: „Bitte weiterfahren, ich bleibe stehen und warte.“ Der freut sich, saust los, Sie können anschließend in Ruhe schauen und dann selbst über die Kreuzung fahren. Alles unter Kontrolle.
3. Die Angst auslösende Situation verlassen
Oft reicht es aus und senkt die Aufregung, wenn wir die ängstigende Situation verlassen und eine friedlichere Umgebung aufsuchen.
Sie fahren in einem verkehrsreichen Gebiet, mit wild durcheinander flutendem Verkehr, fühlen sich überfordert, wie betäubt: Biegen Sie schleunigst ab, in eine stille Wohnstraße.
Sie wollen einparken, auf einer viel befahrenen Straße, andere Fahrer müssen warten, Sie fühlen sich überfordert, genervt und ängstlich: Jetzt nicht weitermachen. Brechen Sie ab, fahren Sie seitwärts, wo Sie mehr Ruhe haben, suchen Sie sich dort einen Parkplatz.
Sie fahren auf einer Bundesstraße mit Kurven und lebhaftem Verkehr, in Gegenrichtung und hinter Ihnen. Sie fühlen sich gedrängt, trotz geringer Sicht zu überholen, haben ein schlechtes Gefühl: Ziehen Sie, sobald es geht, in eine harmlose Landstraße rechts oder links ein.
4. Pause einlegen
Denken Sie bei Aufregung und Überforderung immer auch an die Möglichkeit einer Pause. Wir fahren an den Fahrbahnrand, parken irgendwie vorwärts ein, ziehen die Handbremse, schalten den Motor aus. Wunderbar, Stille, Erholung, kein Zwang mehr. Auch Aussteigen und Luft holen ist erlaubt. Sie erholen sich ein bisschen, wir sprechen über Ihr Problem. Dann geht es wieder entspannt weiter. Viele ehemalige Angsthäsinnen berichten mir, dass Sie vor längeren Touren Pausen einplanen. Beispiel: Von Berlin nach Dresden zwei- bis dreimal auf einem Autobahnparkplatz oder sogar durch Verlassen der Autobahn. Das Autofahren erschöpft sie eben schneller als gewöhnliche Autofahrer.
5. Übergabe des Fahrschulwagens
Wenn es während der Betreuung kurzfristig zu höherer Belastung und Aufregung kommt, kann ich als Angsthasenfahrlehrer den Fahrschulwagen übernehmen. Das ist eine
Rettungsmaßnahme, kurz bevor Sie die Kontrolle über die Situation verlieren. Im Gewerbegebiet üben wir so früh wie möglich diese wichtige Rettungsmaßnahme: Mir als verantwortlichem Angsthasenfahr-lehrer den Fahrschulwagen zu übergeben. Das ist nicht immer leicht, denn Sie als Angsthäsin haben ja den Führerschein! Die Abgabe der Verantwortung für das Fahren fällt nicht leicht. Doch falls die Anforderungen plötzlich hoch und die Nervosität groß wird, ist es besser, eine Rettungsmaßnahme im Kopf zu haben, mir den Fahrschulwagen zu übergeben. Wir wollen ja keinen Kontrollverlust. Das sehen alle ein, sind schließlich über den möglichen, ungewohnten Schutz ganz froh. Die Übergabe muss geübt werden: Wir fahren auf gerader Strecke dahin, ich bitte um Übergabe. Sodann lässt die Angsthäsin alles los, Pedale und vor allem das Lenkrad. Ich übernehme, kann von der Seite aus wenigstens eingeschränkt lenken und mit Hilfe der Doppelbedienung Gas geben, bremsen und kuppeln. Die Übung „Übergeben des Fahrschulwagens“ trägt sehr zur Beruhigung bei.
6. Abbruch der Fahrt
Kommt es richtig schlimm, dann sollten Sie rechtzeitig eine Ansage machen. Vielleicht sind Sie völlig überfordert, am Ende. Dann sagen Sie beispielsweise: „Ich kann nicht mehr!“ Nach Rücksprache mit Ihnen machen wir erst einmal eine Pause. Möglich wäre auch, die Angst auslösende Situation zu verlassen, beispielsweise, wenn das Parken gar nicht klappt. Wenn es aber nicht anders geht, brechen wir die Fahrt ab. Als Angsthasenfahrlehrer bin ich bemüht, Sie Schritt für Schritt an die Schwierigkeiten heran zu führen und immer gleichzeitig Entspannung zu trainieren, im Einklang mit Ihren Möglichkeiten. Trotzdem kann mal etwas schief gehen, vorbei an Ihren Möglichkeiten, so dass sich Verzweiflung ausbreitet. Dann ist es besser, abzubrechen, nach Hause zu fahren.
Wenn Sie in Not geraten und nicht mehr ein noch aus wissen – denken Sie an die Rettungsmaßnahmen. Begeben Sie sich aus der ängstigenden Situation, gewinnen Sie die Kontrolle wieder.
An den Routinen arbeiten – Erholungspause für den Verstand
Gute Routinen sind die Grundlagen beim Autofahren
Nach den Rettungsmaßnahmen beschäftigen wir uns mit den Routinen, den Automatismen bei der Autobedienung und der Verkehrskontrolle. Sie müssen wissen und können, wie Sie beispielsweise anfahren, langsam fahren, beschleunigen, schnell fahren, schalten, bremsen, lenken und beobachten, rückwärts fahren, den Raum um sich und andere Verkehrsteilnehmer einschätzen, und, und, und. Geübte Autofahrer würden hier erstaunt sagen „das geht doch alles von selbst!“ Ja, das stimmt – für geübte Autofahrer. Auch für Angsthäsinnen gilt das Gesagte im Prinzip. Selbst wenn sie jahrelang nicht mehr gefahren sind – einige der einst erworbenen Routinen sind noch vorhanden, lassen sich leicht wieder auffrischen, laufen korrekt ab, und „wie von selbst“, ohne Einsatz des Verstandes. Es ist erholsam, wenn Sie beim Autofahren auf eine Basis reichhaltiger und korrekt ablaufender Routinen zurückgreifen können. Es läuft ja „wie von selbst“ – herrlich.
Leider fehlen bei den Angsthäsinnen manchmal wichtige Routinen, andere werden infolge von Angst und Hektik falsch ausgeführt. Das kann zu gefährlichem Fehlverhalten führen, vergrößert die Angst. Dann müssen wir nachüben. Die Belohnung ist ein wunderbares Gefühl: „Ich habe das Auto in schwierigen Situationen viel besser im Griff, ich habe keine Angst vor dem Auto – im Gegenteil, ich gehe vertraut um mit den Auto.“ Von daher wird das Angstgefühl sich schon mal abschwächen.
Routinen sind automatisierte Abläufe bei der Autobedienung und der Verkehrsbeochachtung. Sie werden auf einen äußeren oder inneren Anlass hin als Reaktion aufgerufen und laufen im Idealfall ohne Nachhilfe oder Kontrolle durch den Verstand ab, ganz von allein. Beispiel: Wir fahren im zweiten Gang, beschleunigen, der Motor wird lauter, wir erreichen, am Drehzahlmesser zu sehen, die Drehzahl 2.000 Umdrehungen pro Minute. Der Tacho zeigt inzwischen ein Tempo von etwas über 30 km/h an. Motorgeräusch, der Blick auf den Drehzahlmesser und auf den Tacho lösen nun die Reaktion, den automatisierten Ablauf auf: Das Schalten vom zweiten in den dritten Gang, einschließlich der zusätzlich nötigen Bedienung von Gas- und Kupplungspedal.
Die Psychologen nennen solche Routinen „Reflexe“. Ein Reflex ist ein automatischer Ablauf auf einen Reiz hin. Man unterscheidet „bedingte Reflexe“, im Gegensatz zu den angeborenen Reflexen. Ein angeborener Reflex ist beispielsweise der Lidschlag,, um das Auge zu schützen, wenn sich ihm ein Gegenstand nähert. Bedingte Reflexe wie unsere Routinen bei der Autobedienung sind „nur“ gelernt. Aber sie haften und bleiben beinahe genauso fest wie die angeborenen Reflexe.
Routinen beim Autofahren gibt es unglaublich viele – anfahren, schalten und kuppeln, lenken, bremsen, schauen, und, und, und. Überall sind Routinen zugange, einfache und komplizierte. Sie sind sehr nützlich, denn Sie entlasten den Verstand, machen das Fahren geschmeidig und sicher. Sogar dann – bis zu einem gewissen Grad – wenn sich Unruhe und Nervosität breit machen.
Wer die Routinen beherrscht, fährt sozusagen ohne groß nachzudenken, „wie im Schlaf“ – ein Ziel aller Angsthäsinnen. Ihr Verstand, sogar Ihr Körper, haben Erholungspause, während die Routinen ruhig und sicher für Sie arbeiten. Es ist ungefähr so, wie wenn Sie als Fußgängerin gehen: Sie achten gar nicht auf das Gehen, „es“ geht sozusagen von allein.
Routinen bleiben fest
Routinen haben den großen Vorteil, dass sie fest, sehr, sehr lange im Gedächtnis bleiben. Das möchte ich am Beispiel einer Angsthäsin zeigen, die etwa 15 Jahre lang das Fahren vermieden hat, wegen Ihrer Angst. Grund: Gute Ausbildung, aber große Angst vor dem Alleinfahren. Mutter oder Schwester nehmen sich ihrer an, das macht die Sache aber nur schlimmer. Ich fahre mit der Angsthäsin ins Gewerbegebiet. Wir üben das langsame Fahren und das vorsichtige Fahren aus einer großen Parklücke heraus, mit Beobachtung des Verkehrs. Für den geübten Autofahrer wäre der bloße Vorgang nach ein paar Sekunden erledigt, Routinen eben, „ohne nachzudenken“. Die Angsthäsin hat es immerhin nach drei Wiederholungen einigermaßen geschafft – die Erinnerung kam bei jeder Wiederholung stärker zurück. Eine ungeheure Leistung des Gehirns, nach der langen Zeit! Da ist die gegenseitige Freude natürlich groß.
Solche kleinen Erfolgsgeschichten – alte, einst gut geübte Routinen wieder kurzfristig aufzufrischen und als selbstverständlich zu gebrauchen – haben ebenfalls mit Angstbewältigung zu tun. Und weil alle Angsthäsinnen den Führerschein haben und hinterher nach der Prüfung in den meisten Fällen gefahren sind und ihre Routinen vertieft haben, ist das ein schöner Grundstock, auf dem wir aufbauen können.
Gut und bedachtsam ausgeführte Routinen beruhigen die Angst. Fehlende oder schlecht ablaufende Routinen machen Angst. Das leuchtet ein. Also heißt es, an den Routinen arbeiten, damit wir entspannt und sicher fahren und der Verstand Ruhepause hat.
Leider fehlen den Angsthäsinnen oft wichtige Routinen, die für ihre Sicherheit notwendig sind. Oder die Routinen sind zwar vorhanden, werden aber – wegen der Angst – viel zu hektisch und verkrampft ausgeführt. Dadurch kommt es wiederum zu Fehlverhalten und in der Folge zu noch mehr Angst. Das ist nun wahrlich keine Erholung für den Verstand. Da die Routinen eine Grundlage des Autofahrens bilden, ist es notwendig, dass wir uns gleich zu Anfang mit den Routinen beschäftigen.
An den Routinen arbeiten, um ruhiger und sicher zu fahren
Fehlende Routinen – wie fahre ich eigentlich langsam?
Leider herrscht eine bunte Mischung von Mängeln auf dem Feld der Routinen. Und ausgerechnet die Routinen, die für Angsthäsinnen so nötig wären, fehlen bei den meisten Angsthäsinnen beinahe komplett. Ich meine die Routinen fürs langsame Fahren. Wie lässt sich das Erklären?
Die Angstfalle – langsame Routinen
Routinen fürs langsame Fahren werden immer und überall gebraucht, besonders da, wo es gefährlich wird: Beispielsweise beim Hineintasten in schlecht einsehbare Kreuzungen, bei Begegnungen in engen Wohnstraßen, bei Begegnungen mit Fußgängern, Kindern, Radfahrern. Ohne die beinahe „lebenswichtigen“ Routinen fürs langsame Fahren werden diese Angsthäsinnen beinahe von einer gefährlichen Situation in die nächste stolpern. Die Sorgen der Betroffenen sind allerdings ganz anders. Sie wollen andere Autofahrer nicht behindern, fahren daher oft viel zu hektisch, zu schnell. Die gerade geschilderten Routinen des langsamen Fahrens würden daher aus ihrer Sicht nur zu weiterer Behinderung anderer Fahrer führen, wären daher womöglich „gefährlich“! Daher sehen Sie auch keinerlei Bedarf für diese Routinen. Was für ein Irrsinn! Hier müssen wir Überzeugungsarbeit leisten und zeigen, wie wohltuend und sicher die neuen Routinen sind. Dann geht es aber sehr schnell. Denn ohne diese Routine, ohne deren wohltuende Wirkung kennen gelernt zu haben, kommen sie nicht aus Ihrer Angstfalle heraus.
Nun wollen wir aber die wichtigsten Routinen fürs langsame Fahren kennen lernen. Die gibt es in allen möglichen Varianten, von sehr langsam bis zu noch mäßigem Tempo – für alles Situationen ist etwas dabei:
- Sehr langsames Fahren, Tasten, Kriechen (mit wenig Gas und ein bisschen schleifender Kupplung. Situation: Hineintasten in eine schlecht einzusehende Kreuzung; enge Wohnstraße + Gegenverkehr; nicht so großer Parkplatz)
- Schubweise sehr langsames Fahren (mit Gas und etwas mehr schleifender Kupplung = „Kupplungsgas“, dann getretener Kupplung = „Kupplungsbremse“. Situation: Besser einzusehende Kreuzung, Parken)
- Rollenlassen des Autos im ersten Gang (ohne Gas, nur mit der Leerlaufdrehzahl, mit oder ohne Bremsbereitschaft, oder sogar ganz leicht bremsend. Situation: Vorfahrt rechts vor links, schwer einzusehen, Kinder in der Nähe).
- Rollenlassen des Autos im zweiten Gang (wiederum ohne Gas, nur mit der Leerlaufdrehzahl, mit oder ohne Bremsbereitschaft, oder sogar leicht bremsend. Situation: Vorfahrt von rechts, gut einzusehen). Anmerkung: Bei Dieselautos, mit ihrem stark drehenden Motor auch bei geringen Drehzahlen, ist dieser Punkt wahrscheinlich nicht zu realisieren.
Die neuen Routinen helfen bei schwierigen Situationen
Weil diese Routinen so wichtig sind, für den Angstabbau und das sichere Fahren, beginne ich im Industriegebiet zuallererst damit, in einer breiteren Sackgasse. Es geht dort schwerpunktmäßig um all die schönen, sicheren und sehr beruhigenden Routinen des langsamen Fahrens, die ich gerade geschildert haben, beispielsweise mit dem Gebrauch der Kupplung als Kupplungsbremse oder als Kupplungsgas.
Kompliziertere Routinen
Dort in der Sackgasse können wir auch miteinander verbundene Routinen üben, die wir später bei schwierigen Situationen im Gewerbegebiet gut gebrauchen können. Die Routinen fürs langsame Fahren werden dabei mit weiteren Routinen verbunden, mit dem Schauen und mit dem Ausweichen. Beispielsweise beim Vortasten an einer zugeparkten Kreuzung mit Wartepflicht, oder beim langsamen Vorbeifahren an einem Lkw in zweiter Reihe. Wir müssen dann beim langsamen Fahren zusätzlich das Schauen lernen und üben, oder das Schauen und das Ausweichen. Das wird schon ein bisschen komplizierter.
Wie lernt man Routinen neu?
Routinen neu zu lernen ist umständlich, das geht nur mit Hilfe des Verstandes. Dabei sind auch viel Wiederholungen gefragt, bis die Sache einigermaßen sitzt. Die Psychologen sprechen von 30 bis 40 erfolgreichen Wiederholungen, bis daraus eine Routine wird. Das klingt langweilig, läuft leider auf viel Zeitverzug hinaus. Wir wollen lieber schneller voran kommen. Das ist tatsächlich möglich, indem wir „verwandte“ Routinen hinzu ziehen. Eine dem langsamen Fahren verwandte Routine ist beispielsweise das Anfahren, wo ebenfalls mit dem Spiel von Gas und Kupplung gearbeitet wird. Das beherrschen die allermeisten Angsthäsinnen ganz gut. Natürlich ist der Abschluss der gewohnten Routine Anfahren ganz anders als der beim langsamen Fahren. Das begreifen unsere Betroffenen ganz flott. So wäre also diese Hürde zumindest zur Hälfte genommen.
Sprechen über die Angst vor Behinderung anderer
Die andere Hälfte des Problems ist schwieriger. Wir müssen sprechen über die Angst vor Behinderung, die ursprünglich Anlass fürs hektische, von Angst besetzte Fahren und die Ablehnung des langsamen Fahrens war. Nur wenn wir besonders vorsichtig und ruhig fahren, gewinnen wir wieder Überblick und Kontrolle, nehmen wichtige Informationen wahr. Dieser Satz ist auch bei den Angsthäsinnen unbestritten. Aber was ist mit der „bösen“ Behinderung – mit Scham vor anderen, mit bösen Blicken, aggressiven Reaktionen, wenn wir so deutlich langsamer fahren wie andere. Das können wir nur bei weiterer Fahrt im Gewerbegebiet ausprobieren. Einfach im Spiegel beobachten, was die anderen hinter uns so treiben, und vergleichen mit unseren Angstgedanken. Ist es nicht erstaunlich, wie harmlos sich die anderen verhalten? Verschieben wir es auf später, auf die Fahrt durchs Gewerbegebiet, mit allen möglichen Hindernissen und Problemen.
Routinen unter dem Einfluss von Angst und Nervosität
Angst und Nervosität führen zu Herzschlag, heftigem Atmen, Tunnelblick, schwindender Konzentration, innerer Hitze, krampfenden Muskeln. Diese Symptome beeinflussen unmittelbar den Ablauf der Routinen. Sie werden nicht mehr geschmeidig, locker ausgeführt, sondern verkrampft und hektisch. Das führt dann zu Fehlverhalten, wodurch jeder Beifahrer merkt, dass etwas nicht stimmt.
Nehmen wir das Anfahren: Die Kupplung wird bei Nervosität nicht weich in den Schleifpunkt geführt, sondern zu hastig. Gas kommt gar nicht oder viel zu sehr. Im Ergebnis macht der Wagen einen heftigen Bocksprung nach vorne oder nur einen kleinen; der Motor geht wahrscheinlich gleich aus. Ergebnis: Verzweiflung, Angst vor der Autobedienung und vor der eigenen Nervosität. Der Vorgang ist zu beobachten zu Beginn vieler praktischer Prüfungen.
Oder nehmen wir einen anderen, zu Beginn besprochenen Vorgang, das Schalten – vom dritten in den vierten Gang, wenn wir im Stadtverkehr gerade 50 km/h erreicht haben. Im Zustand der Nervosität wird der Schalthebel gepackt – man könnte beinahe auch sagen: gekrallt – und heftig nach hinten durch gerissen, vermeintlich Richtung vierter Gang. Durch die heftige, relativ grobe Art des Schaltens kann es jedoch passieren, dass der Schalthebel nicht im vierten, sondern im zweiten Gang landet. Nach Loslassen der Kupplung wird der Motor – wegen der 50 und wegen des zweiten Gangs – heftig beschleunigt und dadurch wiederum stark bremsen. Fahrer und Beifahrer werden durch den Bremsvorgang plötzlich nach vorne gedrückt. Ergebnis: Siehe vorigen Punkt Anfahren.
Schließlich einen dritten Vorgang, das Schauen.
Routinen neu lernen – umständlich, nur mit dem Verstand
Leider eine bunte Mischung von Mängeln auf diesem Feld
fehlende Routinen langsam fahren parken, kreuzungen 30 x beim lernen hilft anknüpfen
falsch gelernte Routinen bremsen
hektik in der Ausführung
Leider ist das sind die nötigen Fähigkeiten bei vielen Angsthäsinnen nicht mehr so selbstverständlich. Manche, durchaus nötige Routinen sind gar nicht vorhanden, nie im Unterricht gelernt worden. Manche sind falsch gelerntunterrichtoderr später. Und wiederum andere sind geprägt von der Angst, von Hektik, Durcheinander, so dass es zu gefährlichem Fehlverhalten kommt. All diese Mängel und das folgende Fehlverhalten sollten wir wieder ausgleichen. Denn sie tragen erheblich zu weiterer Angst bei.
Ein Anfänger würde sich schwer damit tun, es bräuchte viele Wiederholungen, bis die komplizierte Routine sitzt. Der Vorgang hört sich einigermaßen kompliziert an: Kupplung drücken und Motor anlassen, ersten Gang einlegen, schauen und links blinken, etwas Gas geben, mit dem Kupplungspedal den Schleifpunkt der Kupplung kommen lassen, noch einmal schauen, der Wagen fährt langsam los, weiter mit wenig Schleifpunkt der Kupplung fahren, wieder schauen, das Lenkrad etwas nach links drehen, weg vom Bordstein, Richtung Fahrlinie rechts fahrendes Auto, dann langsam weiter fahrend das Lenkrad nach rechts, dann gerade drehen, mehr Gas geben, das Kupplungspedal langsam loslassen…
Puuh, hoffentlich habe ich alles richtig aufgeschrieben. Solch eine komplexe Routine, bei der sogar mehrere Routinen zusammen wirken, klappt natürlich nicht beim ersten Mal. Aber beim dritten Mal – plötzlich ist der Vorgang wieder einigermaßen dar.
Probleme mit den Routinen können zu Autoangst führen. Aber was hat das mit unserem Thema zu tun, dem Beginn der Betreuung und Angstbewältigung im Gewerbegebiet? Nun, es gibt, pauschal gesagt nach meiner Erfahrung, drei „Missstände“ im Bereich der Routinen. Wenn wir diese nicht korrigieren würden, so würden sich Angst und Verzweiflung steigern. Es ginge dann nicht nur um die Angst vor einzelnen Abläufen bei der Autobedienung, sondern als Folge würde sich die Angst vor dem Auto insgesamt erhöhen. „Autoangst“ wäre die betrübliche Folge. Schon der Anblick eines Autos oder gar die Zumutung, sich dort hinters Steuer zu setzen, würden dann inneren Aufruhr hervor rufen.
Umgekehrt, wenn es mit den Routinen wieder klappt, wird das Auto als beinahe selbstverständlicher Bestandteil beim Fortkommen angesehen. Die Angst vor dem Auto schwindet, das Selbstvertrauen steigt. Wir lernen, so das Programm, Routinen korrekt einzusetzen und Missstände zu beheben. Das zweite, so zeigt die Praxis, ist allerdings gar nicht so leicht. Denn Routinen, so ist die Regel, haften sehr fest, über Jahre hinweg, auch wenn sie falsch gelernt sind. Nun, schauen wir mal:
Drei Misstände bei den Routinen – und ihre Korrektur:
1. Fehlende Routinen
Der Angsthasenfahrstil ist wesentlicher Bestandteil der Bewältigung der Fahrangst. Daher üben wir zu Beginn im Gewerbegebiet alle möglichen Routinen, die Varianten des langsamen Fahrens darstellen, vom Kriechen oder Tasten bis zum Rollenlassen des Pkw im zweiten Gang ohne Gas. Für Angsthäsinnen, natürlich auch Fahrschüler/innen, sind diese Routinen eigentlich lebenswichtig: Hineintasten in gefährliche Kreuzungen, Verhalten in engen Wohnstraßen, Parken – das sind nur drei Situationen von vielen anderen, wo diese Routinen gebraucht werden. Bei vielen Angsthäsinnen bemerke ich hier völlige Unfähigkeit. Damit können aber die genannten Aufgaben im Verkehr gar nicht sicher erfüllt werden. Im Gegenteil, hier ist wahrscheinlich die Wurzel vieler Ängste.
Ich will hier nicht die Ausbildung dieser Menschen oder Ihre Fahrlehrer schlecht machen. Ich staune nur. Jedenfalls gibt es dann im Gewerbegebiet viel zu tun, mit dem neu Erlernen dieser einfachen Routinen, die auch kompliziert werden können: Stellen wir uns vor, wir stehen hinter einem Lkw, der in zweiter Reihe parkt. Hoffentlich haben wir Abstand gehalten. Nun sollte wir uns langsam heraus tasten, um überhaupt Sicht in den Bereich des Gegenverkehrs zu erhalten. Wir müssen sehr langsam fahren, um niemanden zu behindern (Routine 1). Beim langsamen Fahren müssen wir gleichzeitig nach links drehen, am Lkw vorbei (Routine 1 + 2). Außerdem müssen wir dabei nach vorne schauen, am Lkw vorbei, und nach hinten, über den linken Außenspiegel, und direkt nach links, da der sog. „tote Winkel“ immer größer wird, wenn sich unser Pkw nach links dreht (Routine 1 + 2 + 3). Sind wir soweit, ein bisschen am Lkw vorbei, müssen wir äußerst langsam fahren, die Fahrlinie kontrollieren, zusätzlich verstärkt versuchen, nach vorne zu schauen, ob dort Gegenverkehr auftaucht (Routine 1 + 2 + 3 + 4). Bei all
Die Angstreaktion stört und beschädigt die Routinen
Umgang mit der starken Nervosität.
In unserem Ratgeber „F. Müller, H.J. Ruhr: Keine Angst mehr hinterm Steuer“ entwickeln wir insgesamt sieben Schritte zur Bewältigung von Angst hinterm Steuer. Nun sind wir allerdings in einer ersten Betreuungsstunde. Da wäre es überfordernd, Sie als Anfängerin gleich mit allen möglichen Schritten der Angstbewältigung zu konfrontieren. Übrigens: So halten wir es auch in unserem Ratgeber: Bei allen dort geschilderten Problemsituationen beschränken wir uns auf eine Auswahl der am besten geeigneten Hilfsmöglichkeiten.
Erst einmal müssen Sie hier im Gewerbegebiet mit viel Ungewohntem zurecht kommen. Nach Jahren der Fahrvermeidung sitzen Sie hier wieder hinterm Steuer, fahren los, trotz der Angst. Sie haben mit unzähligen Informationen zu kämpfen. Ein guter Einstieg – trotz der Informationsflut – ist der Umgang mit Ihrer starken Nervosität. Der ist einfach und schnell zu begreifen. Vor allem erleben Sie, dass die Bewältigung der Nervosität Ihnen sofort ein gutes Gefühl schafft. Die Angst geht zurück! Die Milderung der Nervosität und der damit einher gehenden belastenden körperlichen Symptome ist übrigens der zweite Schritt der insgesamt sieben Schritte zur Bewältigung der Fahrangst.
Der Teufelskreis der Angst.
Wegen der Angst reagieren Sie mit Nervosität, Ihr Herz klopft, Ihr Atem geht schneller, die Konzentration ist schwach, das Schauen erfolgt nur mit Tunnelblick, die Muskeln sind verkrampft, die Haut schwitzt. Diese Symptome stören und blockieren die immer noch gewohnte Bedienung des Autos. Es kann Ihnen beispielsweise passieren, dass Sie Gas und Bremse verwechseln, den Schalthebel durchreißen und im falschen Gang landen, den Motor abwürgen, den Blick in den Außenspiegel vermeiden, stur gerade aus schauen. Zu Ihrer Bestürzung merken Sie, dass Sie etwas Wichtiges übersehen haben, Fehler produzieren. Sie spüren deutlich, dass die Nervosität Ihnen schadet, haben Angst vor ihr. Das ist der „Teufelskreis der Angst“ – aber dem wollen wir ja abhelfen.
Ich schlage Ihnen drei Möglichkeiten vor, dem Teufelskreis der Angst zu entkommen:
1) Laut sprechen – über die Nervosität, über weitere Vorhaben.
Wir und vor allem Sie sprechen schon zu Beginn Ihrer ersten Stunde laut über Ihre Nervosität. Sie sollen über Ihr Befinden nachdenken und Ihre Nervosität laut benennen. In Zahlen von 1 – 10 (1 = sehr ruhig, 10 = sehr nervös). Das laute Sprechen über die Nervosität hat mehrere Vorteile: Sie sprechen objektiv, sogar mit Zahlenangabe, über Ihre Angst. Damit halten Sie aber den in der Aufregung abdriftenden Verstand wieder präsent. Sie sind damit der Angst nicht mehr unterlegen, sondern reden vernünftig über Sie. Der zweite Vorteil: Mit dem lauten Sprechen beruhigen Sie den Atem, der bei Ängstlichen oft zu schnell und stoßweise geht. Bei allen Fahrübungen gehört der richtige Umgang mit Angst und Nervosität dazu. Den meisten ist das Beobachten und Besprechen der eigenen Befindlichkeit fremd. Doch das muss und wird sich ändern. Wie vieles beim Autofahren sollte auch dies für sie Gewohnheit werden.
2) Umgang mit den Routinen: Routinen gemächlich, sehr ruhig ausführen
Routinen sind wichtige, automatisierte Bewegungsabläufe bei der Autobedienung. Die Nervosität stört und blockiert die Routinen. Damit steigt die Möglichkeit von Fehlverhalten. Beispiel: Sie fahren schneller, etwa 50, wollen schalten, vom dritten in den vierten Gang. Wer sehr nervös ist, reißt den Schalthebel hektisch von vorne nach hinten durch, landet deswegen vielleicht nicht im vierten, sondern im falschen, im zweiten Gang. Da Sie aber für den zweiten Gang viel zu schnell fahren, wird der Motor stark bremsen, Sie werden unvermutet nach vorne gepresst, ohne zu wissen, was los ist. Das vergrößert wahrscheinlich Ihre Nervosität. Sie haben die Kontrolle verloren, haben Angst vor sich, wegen Ihrer Unfähigkeit. Und womöglich erachten Sie das Auto als bösartige Maschine, die macht, was Sie will.
Alle Routinen mit Ruhe ausführen. Wir achten von vornherein auf größte Ruhe bei diesen Bewegungen. Beispielsweise beim Schalten vom dritten in den vierten Gang sollten Sie mindestens eine Sekunde brauchen, dabei im Leerlauf mit dem Schalthebel eine halbe Sekunde Pause machen. Der betont ruhige Bewegungsablauf beeinflusst umgekehrt auch Angst und Nervosität wohltuend. Abgesehen davon entlasten gut ausgeführte Routinen den Verstand. Sie fahren sozusagen „wie von selbst“. Noch einmal, ich kann es nicht genug betonen: Wenn Sie die Routinen auf diese Art ruhig und selbstverständlich ausführen, entlasten Sie Ihren Verstand, beruhigen Ihre Nervosität, fahren sozusagen „wie von selbst“. Und genau das ist ja das Ziel vieler Angsthäsinnen. Alle Routinen mit Ruhe auszuführen – das sollte wiederum zur Routine werden.
3) Angst vor Dränglern? Soziale Beruhigung!
Viele Angsthäsinnen leben in Angst vor anderen Autofahrern. Sie fürchten überall Drängler, fahren selbst schon nervös und hektisch, um nicht unangenehm aufzufallen. Durch die Hektik kommt es zu Überforderung, Angst und Nervosität steigen, Informationen werden nicht mehr wahrgenommen, Fehler passieren. Das muss alles nicht sein. Sie lernen bei mir einen neuen Fahrstil, der Ihnen als Angsthäsin wohltut, den Angsthasenfahrstil. Wir fahren sehr vorsichtig und ruhig, lassen uns lieber viel mehr Zeit. Dadurch nehmen wir auch die wichtigen Informationen wieder wahr, entscheiden rechtzeitig und mit Vernunft. Drängler können gerne ausweichen und vorbei ziehen. Ansonsten darf ein bisschen Behinderung schon sein, wir fahren ja im Fahrschulauto. Was Sie hier bei mir lernen ist sozusagen das Gegenteil Ihres vorigen Fahrstils: Sie sind nun nicht mehr auf der Flucht. Nein, Sie fahren bewusst ruhig und vorsichtig, Sie behindern gern. Es ist ja für alle Teile gut, wenn Sie nicht mehr hektisch und nervös, sondern eher gemächlich und sicher fahren. Der Angsthasenfahrstil ist aber nicht nur ein Fahrstil, sondern auch ein entsprechendes Handeln: Beispielsweise kann eine Angsthäsin an einer Kreuzung mit Vorfahrt rechts vor links andere, die von links kommen, vorbei winken. Diese sind froh, die Angsthäsin ebenfalls, denn die Situation ist nun einfacher. Gerade zu Beginn is
Schild FAHRANFÄNGER.
Übrigens empfehle ich Ihnen hinterher, wenn Sie die Betreuung abschlossen haben und mit dem eigenen Auto fahren, ein Schild FAHRANFÄNGER auf der Rückseite Ihres Autos anzukleben. Das gibt es über Amazon, mit Magnethalterung, die Beschriftung sogar in der weiblichen Form. Alle Angsthäsinnen haben positiv über ihre Erfahrungen mit dem Schild berichtet. Sie fühlten sich mit dem Schild im Rücken sehr viel wohler bei ihrem neuen Fahrstil.
3. Bewältigung der Fahrangst am praktischen Beispiel: Übungen im Gewerbegebiet, Vorbeifahren an Lkw in zweiter Reihe
Schauen Sie sich bitte das Beitragsbild oben zu Beginn des Artikel an. Es wird hier im passenden Abschnitt wiederholt. Dazu gesellt gesellt sich ein weiteres Bild hier links daneben, das die Situation verdeutlicht.
Im ruhigen Gewerbegebiet treffen wir auf Lkw und Anhänger, die in zweiter Reihe stehen. Was macht an der Situation Angst? Wie können wir die schwierige Situation ruhig und sicher bewältigen?
Zu Beginn hohe Nervosität.
Die Angsthäsin sitzt heute zum ersten Mal nach vielen Jahren der Fahrvermeidung wieder hinterm Steuer. Sie kommt wahrscheinlich schon sehr nervös in der Fahrschule an. Ich begrüße sie, biete ihr Platz an in unserer Angsthasen-Ecke und frage sie nach dem Stand ihrer Nervosität (möglich wäre von 1 = sehr ruhig, bis 10 = sehr nervös). Meistens höre ich dann „ich bin auf 7 oder 8!“ Das ist schon sehr hoch. Ich kommentiere das nicht, bitte nur um weitere Beobachtung des eigenen Zustandes. Ich werde sie die ganze weitere Stunde über danach fragen. Ich biete etwas zu trinken an, dann reden wir ein bisschen über die kommende Fahrt:
Unterschiedliche Anforderungen, aber immer Schutz und Sicherheit.
Ich selbst fahre uns ins ruhige Neuköllner Gewerbegebiet mit seinen breiten, gut unterteilten Straßen. Dort übernimmt sie das Auto, ich helfe mit Tipps bei der richtigen Sitzeinstellung. Wir beginnen mit ganz einfachen, aber wichtigen Routinen, nämlich mit dem Auto sehr langsam zu fahren. Ich bin immer da zu ihrem Schutz. Wenn die Sache außer Kontrolle zu geraten droht, kann sie mir das Auto gerne übergeben. Das werden wir vorher üben. Jedenfalls kann ich durch die Doppelbedienung der Pedale das Auto selbst führen. Darüber ist sie erstaunt, etwas skeptisch. Leider kann es auch im Gewerbegebiet, so meine weitere Rede, etwas komplizierter werden. Nämlich dann, wenn Lkw in zweiter Reihe parken und die Sicht nach vorne versperren. Es ist so wie überall – eine Mischung von leichten und etwas schwierigeren Situationen. Wir werden uns auf alle vorbereiten. Aber – wie gesagt – sie steht unter meinem Schutz und kann mir den Fahrschulwagen übergeben, wenn Kontrollverlust droht.
Ich frage sie, wie es jetzt um sie steht. Nun kommt die nicht überraschende Antwort: „Ich bin nur noch bei fünf!“ Die Vorbereitung und die Betonung der Schutz- und Rettungsmaßnahmen haben die Angst etwas gelockert. Desgleichen das laute Gespräch über Ihre Nervosität. Ich weise sie darauf hin, sie ist wirklich etwas erleichtert.
- Wo ist hier die richtige Aufstellung vor dem Vorbeifahren am Lkw?
Die Aufstellung halb links, um vor dem Vorbeifahren erstmal nach vorne zu schauen, macht schon Angst, denn sie erfordert, etwas in die Fahrbahn des Gegenverkehrs hinein zu ragen, damit man möglichen Gegenverkehr sehen kann. Würden wir das aber nicht tun, uns sozusagen hinterm dem Lkw verstecken, stünden wir zwar sehr sicher. Wir würden aber nichts sehen. Dann, sozusagen blind, loszufahren, wäre sehr gefährlich. Also müssen wir ganz vorsichtig ein wenig nach links ziehen, um bessere Sicht zu haben. Aber nur mit ganz langsamem Tasten. Und sobald ein Fahrzeug im Gegenverkehr sichtbar ist, wieder stehen bleiben! Angsthäsinnen verhalten sich typischerweise so: Sie stehen ganz rechts, verstecken sich hinter dem Lkw. Dort bleiben sie am liebsten stehen. Wir müssen vor Beginn der Fahrt über diese typischen Ängste sprechen und gemeinsam Lösungen des Problems versuchen. - Bild ganz oben, über der Seite, und wiederholt hier weiter unten: Die Lkw ragen hoch auf, perspektivisch verengt sich die Strecke, es kommt vielleicht ein bisschen klaustrophobisches Gefühl auf. Die Strecke ist eigentlich nicht zu eng, aber ist man da sicher?
- Kein Gegenverkehr, aber Nachfolgende? Sind wir uns klar, dass kein Gegenverkehr auftaucht, sollten wir uns noch um die hinteren Fahrer kümmern. Dies geschieht durch Spiegel- und Seitenblick nach links. Und nicht den Blinker vergessen!
- Welches Tempo beim Vorbeifahren? Die Strecke ist frei, dennoch kann unverhofft Gegenverkehr auftauchen. Nachfolgende Pkw-Fahrer drängeln, Wegen der Verengung durch die rote Fahrertür des vorderen Lkw würde man gern langsamer fahren. Doch das Gebot ist ja eigentlich, schneller zu passieren, damit man nicht dem vielleicht auftauchendem Gegenverkehr im Wege ist. Aber da ist, wie gesagt, auch noch die geöffnete rote Fahrertür…
- Viele Dinge, die man falsch machen kann, zu schnell, zu langsam, zu weit links, zu weit rechts, dauern können Fehler passieren.
- Angst und Nervosität steigen, das Herz klopft, der Atem geht schneller, die Gedanken kreisen – wo ist nur mein Verstand??
Nervositätstraining in der belastenden Situation: Ohne Nervositätstraining würde die Angsthäsin drängeln lassen, hektisch vorbeifahren, womöglich nicht auf Gegenverkehr oder hinten fahrenden Verkehr oder auf die geöffnete Tür des zweiten Lkw achten. Wir achten dagegen strikt auf Angsthasenfahrstil, ruhig, eher sehr vorsichtig zu fahren. Darüber haben wir vorher gesprochen, den haben wir geübt. Bei der Betreuungsfahrt wird sie sich beruhigen und ihren Verstand gebrauchen. Sie wird sich vorsichtig hinter dem Lkw einigermaßen links aufstellen und warten und nach vorne und hinten schauen. Sie atmet bewusst langsam ein und aus spricht laut (!): „Ich bleibe ruhig, ich fahre nicht los, sondern achte darauf, dass hinter mir und vorne frei ist.“ In einer weiteren Stufe der Entspannung könnte sie sogar dem hinter ihr stehenden, vielleicht hektischen Fahrer ein Handzeichen geben, vor ihr loszufahren. An den Lkw fährt sie eher langsam vorbei, schaut sorgsam, vor der geöffneten roten Tür angekommen, kriecht dort beinahe und achtet auf den eventuell erscheinenden Fahrer.
Sie fährt ruhig atmend und laut sprechend an den beiden Lkw vorbei. Nicht schnell, eher kontrolliert langsam. Denn die Angst sagt ja, schnell, Flucht. Wir wollen aber, dass Vernunft waltet. Ja, die Angsthäsin schafft es sogar, nach hinten zu schauen und vor der geöffneten Türe des hinten stehenden Lkw kurz stehen zu bleiben. Gefahr: Der Fahrer steigt aus. Weitere Gefahr: Unser nachfolgender Verkehr. Weitere Gefahr: Vielleicht kommt inzwischen jemand von vorne. Immer weiter ruhig atmen und laut sprechen. Schöne Übung!!
Keine übertriebene Angst – Sicherheit ist wichtig. Die Betroffenen lernen, in den angstauslösenden Situationen ihre Angst auszuhalten und zu kontrollieren. Dabei ist immer zu beachten, dass wir es mit der Angst nicht übertreiben dürfen. Denn die Betroffenen sind auch verantwortliche Führer des Kfz, sie müssen in der Lage bleiben, auf die Sicherheit zu achten. Zwar bin ich als Fahrlehrer auch noch dabei. Aber ich sollte möglichst nur im Notfall eingreifen. Mein Geschick als Angsthasenfahrlehrer ist es, die Angstsituationen im Rahmen zu halten, so dass die Belastung nicht zu hoch wird.